Für einen Menschen, der immer alles selbst regelt, ist es sehr schwer, plötzlich auf Hilfe angewiesen zu sein. Man fühlt sich wertlos und überflüssig, egal was die Helfenden auch an aufmunternden Worten hervorbringen. Wenn ich mal wieder auf dem Hintern die Treppe hinaufrutsche, fühle ich mich wie Lieutenant Dan aus „Forrest Gump“. Im Fernsehen kam ein Film über den ich schmunzeln musste: Ein Mann hatte sich das Bein gebrochen-bekam eine Orthese und Gehhilfen, mit denen er dann loshumpelte, als hätte er nie was Anderes gemacht…Das war so realitätsfern, denn wenn man die Dinger zum ersten Mal benutzt ist man unsicher und verkrampft. Am nächsten Tag kann man sich dann kaum noch fortbewegen, denn man hat Muskelkater an Stellen, von denen man vorher nicht einmal wusste, dass da überhaupt Muskeln sind…Erst im Laufe der Zeit wächst das Vertrauen in die neuen Begleiter…
In solchen Lebenssituationen ist man für sonst völlig selbstverständliche Dinge unheimlich dankbar-eine Tasse Kaffee, ein heißes Bad…
Gleichzeitig wächst die Angst vorm Alter. Nicht wegen der Falten, sondern wegen der drohenden Gebrechen. Was ist, wenn ich dann für immer auf die Hilfe anderer angewiesen bin?
Also beschloss ich, mal wieder die Versicherungsunterlagen auf den neuesten Stand zu bringen und machte eine neue Aufstellung für meinen Mann. Ich möchte nicht, dass er völlig hilflos dasteht, wenn mir mal was passiert…Nach dem Tod meiner Mutti stand mein Vati so da, denn sie hat sich immer um alles gekümmert-so, wie ich. Das prägte mich, und in regelmäßigen Abständen kontrolliere ich die Aufstellung.
Ich habe auch eine Trauerrede für mich notiert. Das klingt vielleicht seltsam, aber ich möchte nicht, dass jemand fremdes irgendwelchen Quatsch über mich erzählt. Während ich so etwas tue, ist es vom Gefühl her so, als würde man Abschied nehmen, aber wenn alles fertig ist, überkommt einen ein Gefühl der Zufriedenheit, denn falls mal was passiert, ist vieles geregelt…Ich denke, dieses Gefühl hat auch ein Mensch, der seinen Abschiedsbrief schreibt…
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