Erinnerungen bleiben im Herzen

Manchmal glaube ich ja,in mir steckt Zigeunerblut, denn anlässlich unseres 30.Hochteitstages wünschte ich mir eine Rundreise.Vielleicht sind es ja auch die sächsischen Gene in mir,denn der Sachse ansich ist ja auch sehr reiselustig.Heutzutage stellt man ihn dagegen oft in die rechte Ecke,dabei ist er weltoffen und trägt sein Herz auf der Zunge. Aber das ist es heute wahrscheinlich, offene Worte werden nicht gern gehört...

Egal,was es auch ist,wir packten Auto und Wohnwagen, und los gings...Auf in den Liebesurlaub scherzte ich,denn immer,wenn wir früher alle zusammen in den Urlaub fuhren,und wir uns küssten,kam von den Kids:"Oh,iiiiih!" ,und wir erwiderten,wir haben Liebesurlaub,da ist das so...

Auf der langen Fahrt ertappte ich mich immer wieder dabei, wie ich mit den Kids auf der Rückbank sprechen wollte, aber da waren nur der Sack Hundefutter und unsere Jacken... Über gut ausgebaute Autobahnen und Schnellstrassen ging es gut 1100km in die Masuren. Bis auf die letzten 100km,die waren eine echte Herausforderung,obwohl ich mit noch Schlimmerem gerechnet hatte... Nachdem das Navi uns einen Sandweg entlangschickte,und wir wohl beim Anblick eines Traktors den gleichen Gedanken hatten,schafften wir es zum Taltysee und den gleichnamigen Zeltplatz.

Am nächsten Tag machten wir einen Ausflug zur "Wolfsschanze",dem ehemaligen Führerhauptquartier.Es war erstaunlich, was für riesige Bauwerke mit der damals doch eher unterentwickelten Technik entstanden waren. Wir lernten außerdem, dass man die "!Strassenschäden"-Schilder Ernst nehmen sollte, denn sonst hebt man schon mal ab... In den Dörfern gibt es noch immer kleine Läden,wie bei uns früher.Wir liefen hinunter zum See und aßen dort idyllisch zum Mittag. Mein Blick fiel auf einen jungen Mann im Rollstuhl. Ein Boot legte an,und seine Kumpels hoben ihn ins Boot.Ihm schien es unangenehm zu sein,aber für die Jungs war es normal. Umso mehr ärgerten mich die ebenfalls an Bord vorhandenen Tussis,die nur widerwillig ihren Kram beiseite räumten,um ihm Platz zu machen...

Am nächsten Tag fuhren wir weiter nach Litauen-mit an Bord:2polnische Fliegen, die sich weigerten,das Auto zu verlassen. Ob es einer Fliege wohl egal ist,wo sie lebt? Es war so toll zu sehen, dass man hier noch im Einklang mit der Natur lebt-keine Problembären oder Hybridwölfe,sondern Gitter für die Storchennester und Schilder:!Elche-und gut ist.Bei uns wird alles künstlich aufgebauscht...

Die Landschaft in Litauen ist in dieser Region sehr durch die Landwirtschaft geprägt, die Autobahn ist eine einspurige Straße, und durch die Zeitverschiebung ist es plötzlich 1 Stunde später-kein Problem, die bekommen wir ja heimwärts zurück...Der Diesel ist etwas günstiger, als bei uns.Bei den noch vor uns liegenden Kilometern schien mir das der gerechte Ausgleich für unsere Tankrechnungen in Italien zu sein...

Friedhöfe liegen immer außerhalb der Ortschaft, meist auf einer Anhöhe.

Nach ca.400km erreichten wir das Tagesziel-ein Hippie-Camp,warum auch nicht,es passte irgendwie zu unserem 30.Hochzeitstag...

Da kam mir wieder das ältere Ehepaar beim Zahnarzt in den Sinn.Sie sass,halbseitig gelähmt im Rollstuhl, er wartete geduldig neben ihr.Ich fragte mich,wie es wohl ist,nach so vielen Jahren getrennt zu leben und den geliebten Partner zu verlieren. Man hört dann immer so Pseudotrosts wie:"Er hatte doch ein schönes Alter",aber egal, wann ein Mensch diese Welt verlassen muss,für die,die zurückbleiben, ist es immer zu früh.

Diese Sorgen schienen die jungen Leute nicht zu teilen-sie chillten in Hängematten und rauchten ihre Tütchen. Einer von ihnen trommelte vor sich hin-abends und auch morgens wieder.Ein kleiner Hund besuchte uns und bekam natürlich Frühstück-sein bekifftes Herrchen lag noch im Zelt.

 

Am Tag zuvor hatten wir den "Berg der Kreuze" besucht-ein Wallfahrtsort für alle,die um etwas bitten oder Danke sagen eollen-hunderttausende unterschiedliche Kreuze,und hinter jedem einzelnen verbirgt sich ein Schicksal.Dieser Ort berührt,egal welchen Glauben man hat. Abends tranken wir dann das ein oder andere Glas Whisky. Ich hatte ihn mal für einen besonderen Anlass gekauft und fand,dieser Tag,soviele gemeinsame Jahre,dieser verrückte Platz-all das war der besondere Anlass...

Weiter ging es in Richtung Lettland:Hier gab es mehr Wälder und Seen. Die Autobahnen und Bundesstraßen waren wieder einspurig, die Landstrassen hingegen, ähnelten unseren Waldwegen. Da war kein Asphalt,nur Schotter und Staub.Man hatte das Gefühl durch die Wüste zu fahren. Unterwegs trafen wir auf einen Viehtransporter,die Kühe fanden das sicher auch nicht lustig...

Die Kreisverkehre hingegen waren riesengroß. Ampeln,Bushaltestellen und Bahnübergänge findet man auf unseren Autobahnen auch nicht.Trotzdem geht alles irgendwie ruhiger vonstatten.

Paegli war dann ein herrlicher Platz irgendwo im nirgendwo. Wir waren umgeben von Seen.Das glasklare Wasser verführte zum baden,alles war rustikal, aber sehr gepflegt. Die Plumsklos erinnerten mich an meine Kindheit in Brandenburg-sie rochen auch so...

Abends kamen die Kraniche zurück, es waren 100e-so tolle Tiere.

 

Wir beobachteten ein paar Kinder, die sich auf dem Spielplatz anzufreunden schienen. Sie erzählten Russisch, und bei uns kamen tatsächlich Erinnerungen an diese Sprache zurück. Ein paar Brocken konnten die "2 Alten von der Muppedshow" dann sogar übersetzen.

Ein kleiner Junge schnatterte ununterbrochen auf die beiden Mädels ein,während der Größere sich zurückhielt. Er war schon in dem Alter,in dem man sich genau überlegt,was man sagt,damit es einem nicht peinlich sein muss.

Was für ein vergnüglicher Abend...

Der Morgen begann, wie der Abend aufgehört hatte-gemütlich,denn wir hatten unseren Rhythmus gefunden. Die Tagestour stand fest,und so machten wir uns auf den Weg zum 1.Ziel-der Gutmannshöhle. Die Legende sagt,dass in der Antike dort ein guter alter Mann lebte,der das Quellwasser zur Heilung seiner Mitmenschen verwendete.Bei dieser Höhle handelt es sich um eine Höhle, in die man nur ein kleines Stück vordringen kann. Sie befindet sich in einem sehr gepflegten Park.Man zahlt nur für den Parkplatz, ansonsten kann man die Naturschönheiten dieses Landes gratis bewundern.

Weiter ging es zu den Dzilnasfelsen.Sie sind aus rotem,gelbem und weißem Sandstein geformt. Früher kamen die Menschen zum Meditieren her,jetzt befinden sich hier eine Sauna und ein Grillplatz-Abkühlung findet man ja im glasklaren Fluss.

Mitten im Wald stand da plötzlich ein Spiegel-Humor haben die Letten also auch...

Nach der kleinen Wanderung fuhren wir zum Sarkanasfels und der dort hervortretenden Rucamavotsquelle.Er wurde nach seiner roten Farbe benannt und ist ein Ort für Verliebte.Viele Inschriften im Sandstein zeugen vom Glück dieser Paare.Mit leichtem Grollen tritt die Quelle hervor-glasklar und sehr lecker, denn wir mussten natürlich probieren...

Weiter ging es zu den Ergluklippen.Von oben hat man einen atemberaubenden Blick auf den Fluss Gauja.Er schlängelt sich durch den gleichnamigen Nationalpark, denn eine alte Legende sagt,ein Fuchs habe aus einem See getrunken, und lief dann Zickzack, um dem Fluss zu entkommen, aber der Fluss schlängelte sich hinterher. Der Weg die Treppen hinunter lohnt sich,denn erst vom Fluss aus sieht man die imposanten Klippen in ihrer ganzen Schönheit-an diesem Tag war das definitiv der schönste Ausflug.

Abends kamen die Kraniche zurück-also Glück und ein langes Leben sind uns schon mal sicher...Auch nach unserem Aufbruch am nächsten Morgen begegneten sie uns wieder. Bei meinem Orientierungssinn ist es für mich immer doppelt verwunderlich, wie diese Tiere ihren Weg finden... Unser Ziel für die nächsten Tage war klar:der Peipussee in Estland. 3555 Quadratkilometer groß und damit 7xgrösser,als der Bodensee-143km lang und 50km breit...Soweit,so gut.Die wirkliche Größe kann man erst erkennen, wenn man dort ist.Es ist,als wäre man am Meer-kein Land in Sicht,und doch geht die russische Grenze mitten durch den See. Lustig fand ich die Tatsache, dass es am Strand Umkleidekabinen gibt, die Plumsklos aber keine Türen haben-genau mein Humor... Auch hier trifft man kaum Menschen-das Richtige für alle,die Abstand und Ruhe suchen... Die Strassen hier waren deutlich besser. Die Bushaltestellen hatten sogar Häuschen mit Solarpaneelen für die Beleuchtung...

Am nächsten Tag fuhren wir nach Mustvee-dem 1.Halt unserer "Zwiebelturm tour",wie ich sie benannt hatte.Ich hatte meinem Schatz versprochen auf Talinn zu verzichten, wenn wir hier auch welche finden.Das spornte ihn an,und ehrlich gesagt,hatte auch ich nicht wirklich Lust auf den Trubel der Großstadt. Ich war schon genervt, wenn wir unsere Einöde zum einkaufen verlassen mussten... Und wir wurden fündig-leider konnten wir nur eine kleine Kirche auch von innen besichtigen, die anderen waren verschlossen, aber die war so,wie ich es mir immer vorgestellt hatte.
Weiter ging es zu den Altgäubigen-sie wurden in der Zarenzeit aus Russland vertrieben und siedelten sich auch hier,in den sogenannten "Zwiebeldörfern"(Varnja,Kasepää,Kolkja)an.Bei einer lieben Omi kauften wir frische Tomaten und einen Zwiebelzopf.Sie schenkte uns noch Äpfel dazu,weil sie kein Trinkgeld annehmen wollte.Wir hielten an einem anderen Hof,um Knoblauch und Zwiebeln zu kaufen. Die Frau war dreist und verlangte für die Zwiebeln 20,-€.Sie sagte es auf Russisch,ich verstand,konnte es aber nicht glauben, also lies ich es aufschreiben. Tut mir leid,ich bin ja echt gutmütig,aber das geht zu weit-es gibt halt überall Solche und Solche... Für meinen tapferen Fahrer gab es dann frisch geräucherten Fisch-2grosse und 2 kleine für 10,-€-das nenne ich mal günstig. Unseren Wuffis gefiel es dort auch,konnten sie doch ungehindert im Wasser toben. Obwohl lettisch und litauisch einer Sprachfamilie angehören, verstehen sich die Leute nicht.Estnisch ist dann noch mehr ans finnische angelehnt, aber alle baltischen Staaten achten darauf, dass ihre Sprachen erhalten bleiben. Das finde ich so toll...

Weiter ging es Richtung Meer nach Tsitre in den Laheemaa Nationalpark am finnischen Meerbusen. Die Strasse 88 führte uns ein Stück des Weges-auch hier ist sie wieder, die Zahl,die mich mit meinem Sohn verbindet, und die immer wieder auftaucht-mag Zufall sein,aber an die glaube ich ja nicht mehr... Den finnischen Meerbusen durchquerten wir schon mal mit einem großen Schiff Richtung Helsinki zusammen mit unserer Tochter.Es war Winter und ich war schwanger.Da es mir bei Minus 13 Grad zu kalt war,wärmte ich mich im Solarium immer wieder auf. Als wir zurück kamen, fragte meine Frauenärztin,wo wir im Urlaub waren-die Antwort erstaunte sie,denn ich sah mehr nach Afrika,als nach Finnland aus... Wir fanden einen tollen Platz direkt am Meer-nur mit Plumsklo,dafür gratis-also fuhren wir nochmal los und kauften Wasser.Alles war perfekt. Abends sahen wir dem Sonnenuntergang zu,dann setzten wir uns ans Feuer.Überall am Meer brannten kleine Feuer. Die Menschen picknickten und lachten. Einer begann Dudelsack zu spielen-eine Flöte gesellte sich dazu-mehr braucht man nicht-einfach Erholung pur. Ich hoffe,die Menschen hier bewahren sich diese Lebensart,denn so wie hier,war es bei uns früher auch...

Am nächsten Morgen brachen wir zum Jägalawasserfall auf. Man hört sein Tosen schon vom Parkplatz, und obwohl er jetzt nach dem trockenen Sommer nur zur Hälfte in die Tiefe stürzte, bekam man Gänsehaut.Es ist immer wieder erstaunlich, welche Kraft das Wasser hat.

Von hieraus gings zum Hochmoor nach Viru. Holzstege führten durch die Moorlandschaft.Die Bäume sahen aus,wie Bonsais und die Sonnenstrahlen zauberten etwas Magie.Von einem Aussichtsturm überblickte man die vielen Seen.

Wieder zurück hielten wir in Kolga-einem Lost Place der besonderen Art. Früherein riesiger Gutshof, sind heute große Teile von der Natur zurückerobert worden. Im Herrenhaus befindet sich ein kleines Restaurant, dass mich verzaubert hat-Geschirr mit Goldrand,ein Sahnekännchen zum Kaffee,graviertes Besteck...Man fühlte sich in die damalige Zeit zurück versetzt-für mich war das der schönste Teil der Tour...

Nachmittags erkundeten wir Tsitre-überall Grillplätze,die die Leute tatsächlich selbstständig wieder aufräumen. Vom Aussichtsturm, den ich aufgrund der durchsichtigen Stufen nur widerwillig erklomm,hatte man einen atemberaubenden Blick über das Meer und den Nationalpark. Der Sonnenuntergang zauberte ein Herz zwischen den Steinen hervor, wir liefen zurück und wärmten uns am Feuer. Mich erreichte die Nachricht, dass ich bei Fräulein Haffperles Gewinnspiel gewonnen hatte. Ihre Fotos und Texte sind so toll, also freute ich mich besonders...

Am nächsten Morgen hieß unser Ziel Liepaja-ca.600km entfernt, lagen 8 Stunden Fahrt vor uns. Unser linker hinterer Reifen verlor immer wieder Luft,also gab es immer wieder Zwischenstopps an den zahlreichen Tankstellen. Meine Vorfreude auf eine heiße Dusche wuchs.Man glaubt garnicht, mit wie wenig Wasser man auskommen kann, wenn es nicht aus dem Hahn fließt... Die Autobahn Richtung Tallinn war 2-spurig,trotzdem fuhren auch hier wieder Fahrräder und Traktoren-für uns immer noch befremdlich... Die Stimme aus dem Handy schickte uns quer durch die lettische Hauptstadt Riga.Ich war fasziniert von den tollen alten Gebäuden, aber mein Fahrer war ziemlich gestresst. Wir sahen O-Busse,die kannte ich nur von Fotos aus dem Russischunterricht... Auf einem tollen Parkplatz direkt am Meer trafen wir ein Paar aus Greiz.Sie erzählten uns,man könne jetzt ein elektronisches Visum für Russland beantragen-und ich habe die Pässe zu Hause vergessen...

Kaum auf dem menschenleeren Platz angekommen, hieß es einkaufen, und wir landeten in einer schäbigen Ecke der Stadt-überall lungerten Betrunkene herum auch in dem kleinen Laden,also schnell das Nötigste besorgen und weg hier... Dann machten wir uns auf die Suche nach dem Meer-wir fanden es nach einer kleinen Wanderung durch den Wald,zusammen mit dem alten Kriegshafen von Liepaja-ein toller Lost Place,den das Meer langsam verschluckt-einfach ein schaurig-schöner Ort...

Noch immer beschäftigte uns der ständig Luft verlierende Reifen.Auf dem Weg zum Ventas Rumba,mit 249m der breiteste Wasserfall Europas, hielten wir bei einem Reifenservice an.Mein spärliches Englisch versorgte uns bisher nur mit Essen und Schlafplätzen,aber seit diesem Tag kann ich auch Reifenreparaturen beauftragen... Das Ganze dauerte nur 10 Minuten und kostete 3,80€.Ich steckte dem jungen Mann natürlich heimlich ein Trinkgeld zu,während er mich erstaunt ansah. Einige Zeit später parkten wir das Auto und liefen Richtung Wasserfall.Er war schon eine imposante Erscheinung, und es ist immer wieder erstaunlich, was die Natur so hervorbringt.

Nachmittags besuchten wir die Kathedrale von Karosta-ein wahnsinnig tolles Bauwerk, das nach und nach wieder hergerichtet wird,denn zur Sowjetzeit wurde sie als Offizierskasino missbraucht. Ähnlich, wie bei uns entstanden um die Kasernen riesige Plattenbausiedlungen.

Dann hieß es:Ab in den Knast! Ursprünglich wurde das Gebäude als Hospital errichtet, aber nie als solches genutzt.Wir bekamen eine Privatführung,alles war dunkel und erdrückend-in den Zellen nur ein Holzbrett,keine Matratze, keine Decke-nichts.Junge russische Soldaten wurden hier wegen kleinster Vergehen eingesperrt, erst 1994 verschwanden die Letzten. Seitdem ist Lettland wieder ein eigenständiger Staat, noch immer gezeichnet von der jahrzehntelangen Besatzung. Die Führerin erzählte von dieser Zeit und ist stolz auf ihr Land. Sie mussten damals Russisch sprechen, zu Hause behielten sie die lettische Sprache aber bei.Es war so interessant sich auszutauschen, denn zum Glück verstehe ich Englisch besser,als ich es sprechen kann.Was in den Geschichtsbüchern steht,ist das eine.Wie die Menschen darüber denken, ist das,was mich interessiert. Bei einem Kaffee mit roten Nelken auf dem Tisch-also wirklich stilecht, sahen wir uns noch einen Film an. Es gab so viele Parallelen zu unserer Zeit im Sozialismus...

Völlig verzückt war ich heute beim Einkauf, denn hier gibt es das leckere russische Eis in den 2 wabbeligen Waffeln noch,und es schmeckt auch noch wie früher... Später wanderten wir um den See,ein Schwan schwamm allein darin.Wir kamen zu einem coolen Kletterpark und auf dem Rückweg trafen wir nette Engländer. Sie waren schon 2 Monate unterwegs. Waren bis oben in Finnland und wollten nun mit der Fähre nach Deutschland und von dort zurück in ihre Heimat. Abends aßen wir sehr lecker am See und beschlossen, einen Tag früher weiter zu fahren.

Abends aßen wir sehr lecker am See und beschlossen, einen Tag früher weiter zu fahren.Da erreichte uns die Nachricht, dass der Hund eines Freundes unseres Sohnes verstorben war. Wie bei unseren Kindern, so war auch er wie ein Geschwisterchen für ihn.Unser Sohn wird jetzt auf ihn aufpassen, denn er mochte ihn auch sehr...

Wir fuhren los.In Klaipeda sagte die Stimme aus dem Handy:"Nehmen Sie die Fähre!" Wir mussten lachen, denn es klang, als hätte sie genug von unserer Fahrweise... Die Überfahrt kostete rund 25,-€.Vorbei an den Wanderdünen führte die Straße zum Campingplatz-zwischen Meer und Haff gelegen. Die Kurabgabe beträgt 15,-€,aber für die Landschaft hier ist das völlig o.k. Der 1.Weg führte natürlich ans Meer,man kommt allerdings nicht weit.Nach ca.2,5km kommt die russische Grenze und vorher ein Naturreservat. Die Natur hingegen interessiert sich nicht für politische Grenzen. Sie lässt die Bäume auch auf der litauischen Seite tanzen-durch die verschiedenen Winde entstehen bizarre Formen und die Bäume sehen aus, als würden sie miteinander tanzen (Dancing Forrest,heißt es auf der russischen Seite).

Auf der Suche nach einem Restaurant wurden wir am Strand endlich fündig. Die meisten Restaurants schließen mit Ferienende...Es gab Fischsuppe und Blinis-alles sehr lecker und liebevoll serviert.

Am Wohnwagen hatte ich mit einsetzen der Dämmerung dann immer Angst,denn tagsüber fielen mir die Verwüstungen der Wildschweine in Zeltplatznähe auf. Meinen Schatz amüsierte das,denn er grunzte immer, wenn er sich mir näherte. Zum Frühstück bekamen wir Besuch-erst einmal e Taube(mit 2 kaputten Füssen),dann wurden es mehr. Ich fühlte mich ein bisschen wie Aschenputtel. Die sind so putzig,denn wenn sie laufen bewegen sie die Köpfe,als wären sie Technofreaks...

Anschließend begann der Aufstieg zur Parnidisdüne,der größten Wanderdüne Europas. Von oben hat man einen atemberaubenden Blick über das Haff.Wenn man sie in aller Ruhe genießen will, sollte man früh loslaufen, denn gegen 10 kommen Unmengen von Schaulustigen mit Reisebussen. Am Monument findet man Runen der Kuren, die an die nordischen Runen erinnern.

Mittags machten wir dann einen Ausflug in das Örtchen Nida,ein hübsches Hafenstädtchen,aber für mich waren da schon wieder zu viele Menschen...Also hieß es:Strandwanderung-das könnte ich ewig machen. Die Aussentemperatur betrug nur 20Grad,aber das hielt mich natürlich nicht von einem Bad in der Ostsee ab...

Abends wanderten wir nochmal zur Düne und hatten sie fast für uns allein-ein Reh beobachtete uns beim Aufstieg... Danach gabs lecker Knobibrot und Würstchen-das gibts hier überall als Snack-wir werden noch Wochen nach diesem Urlaub nach Knoblauch riechen...

Der nächste Morgen begann mit einem Schauer, also setzten wir uns ins Auto. Nach ein paar Kilometern war Schluss-die russische Grenze...Das Reservat davor darf man auch nicht betreten, also kehrten wir um,und fuhren in die andere Richtung. An den geschützten Stellen sahen wir Unmengen von Schwänen und Kormoranen.Nach dem Mittag machten wir uns auf den Weg zum Leuchtturm. Der war leider zu,also kehrten wir nochmal bei dem freundlichen Wirt am Strand ein. Nachmittags gings dann zum Strand ,und ich fand endlich ein paar kleine Bernsteine-zumindest halte ich sie dafür...Wie oft bin ich als Kind frühmorgens an der Ostsee entlangspaziert,um welche zu finden...

Den Abend verbrachten wir gemütlich am Wohnwagen-unser Maissnack entpuppte sich als Zwieback,den nicht mal die Tauben mochten,aber irgendwas ist ja immer...Wir beschlossen, am nächsten Tag weiter zu fahren, da Regen gemeldet war. Das neue Ziel hieß Marienburg in Polen und war nur 40km von der Küste entfernt. Wir änderten den Plan und suchten einen Zeltplatz an der Küste, und sahen die Marienburg als Ausflugsziel. Also machten wir uns auf den Weg-zurück zur Fähre, denn durch Russland konnten wir ja nicht.Das bedeutete allerdings knapp 500km Umweg...Auf der Fahrt alberten wir mit unseren paar Russischsätzen herum. Auch unser liebes Töchterchen war inzwischen mit unserem Schwiegersohn auf dem Weg in den Urlaub... Zum Mittag gabs Hotdogs und Kaffee Latte von der Tanke.Ich freute mich immer, wenn wir tanken mussten,denn dann gabs auch immer einen richtigen Kaffee...

Wir fuhren wieder durch die Masuren, und bekamen auch die Stunde von der Zeitverschiebung zurück. Überall an den Feldrändern standen wieder die bunt geschmückten Kreuze. Sie stehen für Schutz und Fürbitte der Gläubigen. Mein Fahrer erkundigte sich immer wieder nach der Ankunftszeit. Ich habe dann immer das Gefühl, er will die Zeit unterbieten. Dank Wohnwagen und Strassenverhältnissen blieb mir das erspart.Der 1.Platz war bereits geschlossen, also suchten wir weiter.Beim nächsten hatten wir Glück. Mittlerweile war es dunkel,wir konnten das Meer nur hören und gingen erstmal was essen.Den Fisch konnte ich entziffern, ich nahm Pieroggen-sehr lecker. Am nächsten Morgen fuhren wir sehr früh nach Malbork.Das war unser Glück, denn auch hier wird es ab ca.10.00 Uhr voll.Ausserdem fand noch ein Radrennen um die Burg statt...Die Marienburg ist die größte Backsteinburg der Welt und musste nach dem 2.Weltkrieg fast vollständig restauriert werden-ein Mammutprojekt,das man einfach gesehen haben muss...

Nach dem Mittagessen gingen wir zum Strand, doch da kam die Ernüchterung. Alles wurde kilometerweit platt gemacht, sogar sonntags wurde gebaggert,damit auch hier bald überall Kitschbuden stehen können. Das ist so schade und macht traurig. Wir beschlossen, am nächsten Tag einfach weiter zu fahren...

Abends bekamen wir dann sogar noch so etwas Ähnliches, wie einen Sonnenuntergang-ein rosa Streifen unter einer dunkelblauen Wolkenschicht. Am nächsten Morgen ging es weiter zum letzten Ziel. Nach 340km und 6 Stunden erreichten wir einen tollen Zeltplatz in Reval-direkt an der Steilküste. Zwischendurch fanden wir immer wieder Plätze direkt in den Städten, aber auch in der Nachsaison herrscht hier Trubel.

Nachdem es schon die ganze Nacht geregnet und gestürmt hatte, ging es am Morgen weiter, also frühstückten wir ausgiebig. Mir kamen wieder unsere Urlaube in den Sinn, als uns der Regen fast immer begleitete. 2 Wochen in Holland im Zelt, 2 kleine Kinder und Dauerregen. Wir ließen unser Zelt damals einfach dort,weil es komplett durch war.Da haben wir es jetzt im Wohnwagen doch viel gemütlicher...

Das Wetter änderte sich nicht, also setzten wir uns ins Auto. Wir wurden Supermarkttester und kauften ein paar Mitbringsel ein.Für unser Zwergilein fand ich 2 schöne Grablichter und Blumenzwiebeln, die im Frühjahr hoffentlich blühen. Laut Wetterapp hätten wir 23.00Uhr zum Strand gehen können, da sollte es aufhören zu regnen, aber wir machten es uns gemütlich. Als wir am Morgen Richtung Stadt fuhren, glaubte ich, die Gaststätte wiederzuerkennen,in der wir damals mit den Kindern waren. Ein altes Holzschiff diente als Klettergerüst...Soviele schöne Erinnerungen...

Ich nutzte den Abend zum schreiben-neue Ideen für den Blog...Viel zu selten finde ich Zeit dafür,aber es gibt ein paar Menschen, die ihn tatsächlich verfolgen... Am nächsten Morgen weckte uns die Sonne. Nach dem Frühstück machten wir eine Strandwanderung.Diese Idee hatten viele andere leider auch-ich vermisse unsere Einöde...Wir kamen zu einem mit Blumen geschmückten Kreuz am Ufer,da konnte ich meine Tränen nicht mehr aufhalten. Weiter ging es zu den Fischerbooten...

Später machten wir einen Stadtbummel, und ich bekam endlich mein Lody.Das ist so lecker und schmeckt, wie bei uns früher das Softeis-nicht so cremig, sondern schön fest.Nach dem Mittag ass ich gleich noch eins,denn wer weiss schon, wann wir mal wieder herkommen...

Nachmittags genossen wir die Sonne und machten einfach mal nichts.Wir bekamen Besuch:eine Katzenmama mit ihren 4 Kleinen. Natürlich bekamen auch sie was zu futtern. Ich hätte zu gern wieder eine Miezi,wenn Eddie nicht so ein Blödmann wäre... Phia und Flori waren inzwischen an den Gardasee weiter gefahren. Dort hatten sie ihre Ruhe und die Wuffis konnten ungestört baden.Das freute mich so für die 2... Abends wollten wir den Sonnenuntergang bewundern, aber dunkle Wolken verhinderten das. Auf den Buhnen balancierte ein junger Mann-Erinnerung an mein Zwergilein... Ich begann die Möwen zu füttern. Wenigstens wurden die satt...

Am letzten Morgen ging es früh los,Richtung Wiselka-Freunde waren dort ,und wir trafen uns auf einen Kaffee.Dann ging es heimwärts. Ich bin an diesen Tagen immer nicht so gut drauf, denn es fällt mir schwer, das Meer wieder zu verlassen. Irgendwie ist es so,als ob ich einen Teil meines Kindes verlasse... Der Urlaub wird unvergesslich bleiben. GoogleMaps führte uns überall zuverlässig hin.Uns blieb auch nicht fiel übrig, denn erst in den Masuren hatte ich bemerkt,dass das Baltikum nicht im Navi enthalten ist...Die Mobilfunknetze sind in allen Ländern top-egal,in welchem entlegenen Winkel man ist,fast überall hat man 4G. Wir waren 20 Tage unterwegs, legten dabei knapp 6000km zurück, was uns Treibstoffkosten in Höhe von rund 700,-€ einbrachte.Der Diesel war im Durchschnitt so teuer, wie bei uns-in Lettland und Litauen ca.10ct.billiger,in Estland 10ct.teurer(Vergleichspreis:1,20€).In Estland betrug der Unterschied zwischen Diesel und Benzin gerade mal 2ct. Wir waren 76 Stunden im Auto,und all die Erlebnisse waren jede Minute wert. Die Übernachtungen kosteten uns 400,-€.Von gratis bis 32,-€ war alles dabei. Das Essen bereiteten wir oft selbst zu-die Preise ähneln unseren.Fisch ist sehr günstig und auch die Snacks an der Tanke sind erschwinglich-so zahlten wir für 2 XL Kaffeelatte und 4 Hotdogs gerade mal 10,-€. Zigaretten sind günstiger, dafür ist der Alkohol deutlich teurer. Ein Tetrapak!Wein kostete beispielsweise 5,-€. Russischkenntnisse sind günstig, aber mit Englisch kommt man prima durch-einige ältere Leute sprechen sogar Deutsch. Von der polnischen Ostsee war ich enttäuscht. Wir waren vor ca.15 Jahren das letzte Mal dort,da galt sie noch als Geheimtipp für Erholungssuchende.Jetzt wird alles mit Appartements, Ferienhäusern und Kitschbuden zugebaut.Möchte man ein ruhiges Plätzchen, muss man lange suchen. Wenn wir Rentner sind, können wir solche Touren beliebig ausdehnen-darauf freue ich mich schon jetzt...

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