Einsamkeit und Überfluß

 

Der gestrige Tag war sehr eigenartig. Den ganzen Vormittag hatten wir einen niedlichen älteren Herren da-meist schlief er,zwischendurch animierte ich ihn immer wieder dazu,etwas zu trinken.Er war stark dement und wartete geduldig.Nachdem ihm das Wasser nicht zu schmecken schien,kochte ich ihm einen Erdbeertee.Dann traf seine Frau ein.Sie musste die nötigen Einwilligungen für die Op geben.Als er ihre Stimme vernahm,wurde er unruhig,gab undefinierbare Laute von sich.Er schien sich zu freuen,und ich freute mich mit ihm.Nachdem er die ganze Prozedur erfolgreich überstanden hatte,drängte sie darauf,wieder nach Hause zu fahren.Ich nahm ihn wieder mit zu uns ins Sprechzimmer.Vorher fragte ich sie,ob sie sich noch verabschieden möchte.Da sagte sie etwas,was mich noch bis abends verfolgte: „Ach,der bekommt doch sowieso nichts mehr mit!“.Es steht mir nicht zu als Außenstehende über ihre Beziehung zu urteilen,aber ich war tieftraurig.Niemand sollte den Rest seines Lebens so verbringen müssen.Ein paar liebe Worte,die Hand auf die Schulter legen,ein Lächeln-das geht auch im größten Streß,denn es dauert nur Sekunden,aber für denjenigen ist es in diesem Moment ein großes Stück Lebensqualität.Glücklicherweise war die Frau vom Transportdienst sehr nett.Ich würde es toll finden,wenn in den Krankenhäusern ein paar Leute arbeiten würden,die sich ganztags um die vielen sehr einsamen Patienten kümmern können.Die Schwestern haben dazu leider wenig Zeit,aber ich denke,sowas ist wohl nicht finanzierbar…

 

Nachdem ich 2 Wochen einen leeren Bierkasten spazieren gefahren hatte, ging gestern endlich mein Kofferraum wieder auf-Winter ist toll…Ich kaufte ein,und freute mich darüber,daß ich wieder die freundliche Kassiererin erwischte.Sie hat für jeden ein nettes Wort.Voriges Jahr z.B.freute sie sich,daß ich 2 sehr mickrige Rosen kaufte.Ich erklärte ihr,daß die nur frische Erde und Wasser brauchen und versuchte mein Glück.Ich finde es schade,daß soetwas einfach entsorgt wird.Sie stehen noch immer bei uns im Garten.Das ist ja ohnehin ein generelles Problem-von allem gibt es zuviel,und dann wird es einfach weggeworfen.Ich finde es nicht schlimm,wenn ich beim Fleischer nicht jeden Tag alles bekomme.Ich kaufe dann etwas anderes und ändere die Essenspläne.Das kenne ich noch von früher,also stört es mich wohl deshalb nicht.Es ist so traurig,wieviele Tiere unnötig sterben,um dann im Müll zu landen.Ich bin kein Vegetarier,aber ich weiß es sehr wohl zu schätzen,daß für meinen Genuss ein Lebewesen gestorben ist…

 

Den Rest des Abends war ich noch immer traurig,dachte an unseren Sohn.Als ich meine Nachrichten durchsah,fand ich eine Urkunde.Unser Büchlein wurde zum Buch des Monats Januar in der „Autorenecke.com“.Ich war so gerührt und dankbar. Mäxchens Wunsch war es,nicht vergessen zu werden.Diesen Wunsch habe ich ihm versucht,mit dem Buch zu erfüllen.Viele,die ihn kannten,haben es gelesen,und nun kommen hoffentlich noch ein paar hinzu.Gern hätte ich damals das Schreiben zu meinem Beruf gemacht,aber leider ist es eine brotlose Kunst.Umso mehr freue ich mich,daß ich jetzt hier in meinem Blog schreiben kann-für jeden der es lesen möchte,und das ohne Kosten…Ich wünsche Euch noch einen schönen Abend,Eure Conny

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