Diese Wochenenden, an denen man einfach mal irgendwo hin fährt und sofort entspannt ist, haben mir in den letzten beiden Jahren am meisten gefehlt.Also beschlossen
wir, das angekündigte tolle Wetter nochmal zu genießen. Wenn ich im Fernsehen Dokus schaue, mache ich mir Notizen zu interessanten Orten. Da ist es für mich leicht, schnell mal was zu finden.
Diesmal ging es an die Goitzsche, einem ehemaligen Tagebaugebiet in Bitterfeld. Immer,wenn wir an den Abraumhalden vorbei kommen,bewundere ich das Bäumchen das oben auf der Spitze einer dieser
tapfer weiter wächst.Es trotzt einfach allem...
Leider wird es nun immer früher dunkel, sodass wir den See nur im Schein der Stirnlampe sahen, am anderen Ende die Lichter der Stadt-irgendwie ein krasser Kontrast.
Ein Feuerwerk wurde entzündet. Ich bemerkte kurz belustigt, dass das doch nicht nötig gewesen wäre und schaute dann weiter zu.Alles war so herrlich normal, so wie früher. In solchen Momenten
möchte ich die Zeit anhalten und dann vorspulen,so wie früher die Kassetten-bis was Besseres kommt...
Ein guter Freund ist diese Woche gestorben. Abgesehen von der Tatsache, dass es viel zu früh war,schlief er an dem Ort,wo er am Liebsten war-der Ostsee-friedlich
ein.Dort wird er nun,seinem Wunsch entsprechend,auch die letzte Ruhe finden. Das ist irgendwie tröstlich...Wir sehen uns wieder...Und mit diesen Gedanken sah ich hinauf zum glasklaren
Sternenhimmel und war einfach dankbar.
Eine unserer Assistenzärztinnen bat mich um eine Oberkieferwurzelzange.Nachdem ich sie angereicht hatte ,fragte ich,ob sie mir auch einen Wunsch erfüllt. Sie
antwortete etwas irritiert mit Ja,also sagte ich,dass ich gerne einen 6er im Lotto hätte...An diesem Wochenende stellte ich fest,dass ich den habe-Dosensuppe,ein schöner Ort und ein Mann, der
mich lieb hat-mehr brauche ich nicht...
Am Samstag ging es nach dem Frühstück kreuz und quer durch die Goitzsche Wildnis.Das Gebiet verdient den Namen wirklich. Dichte Mischwälder stehen nun dort wo früher
die Braunkohle abgebaut wurde.Ein Stein erinnert an eines der Dörfer,welches damals der Kohle weichen musste. Ich erinnere mich als Kind an Bitterfeld nur als graue,stinkende Stadt-und heute?Ist
hier überall ein wahres Naturparadies entstanden.Der Herbst färbt das Laub,Eicheln liegen am Boden,überall haben die Wildschweine gebuddelt.Der Himmel ist strahlend blau,und über uns fliegen
Kraniche. So lässt sich der Ausblick auf die kommende graue Jahreszeit aushalten. Die Batterien werden aufgeladen.
Über eine Webcam kann man das Nest der Fischadler beobachten,aber an deren Stelle hatten es sich 2 Raben gemütlich gemacht...Nachmittags versuchte ich mein Glück noch
einmal, und da war er...
Wir schlenderten zum See ein,paar Verrückte badeten bei 16Grad Wassertemperatur-ich bevorzugte eine heiße Dusche. An der Promenade sahen wir die blaue Bank.Ein
Wahrzeichen dieser Region, so wie der Bitterfelder Bogen,den wir auf dem Rückweg vom Einkauf sahen. Da wir uns klimaneutral fortbewegten(insgesamt 18km),schmerzten die Füße und Hüften unserer
nicht mehr ganz jungen Körper.
Ich fand ausserdem eine neue Variante für unsere Silvesterreisen:Floating Boats-nicht besonders günstig, aber das wäre mal wieder was Besonderes...
Aber den schönsten Abend der Woche ließen wir an einer Bar ausklingen-mit Kerzen, Feuerschale und Grog-noch ein Tag, dann hat uns die Realität wieder...
Es ist Sonntag und wir müssen heimwärts-mit einem kleinen Stop in meiner alten Heimat. Mein Enkelchen wird heute 12.Er ist ein toller Hund,hat unsere Tochter durch
alle Höhen und Tiefen begleitet.Ich hoffe,wir haben ihn noch eine ganze Weile-den kleinen Mann mit dem großen Herzen...
