Relationen sind relativ...

Als wir vor einiger Zeit durch meine Heimatstadt fuhren, stellte ich fest, dass mir nur noch wenig bekannt vorkommt. Das Navi machte eine Stauumfahrung und leitete uns durch die Silberhöhe.Früher war das ein modernes Neubaugebiet und für uns Dorfkinder,wie eine andere Welt.Wir fuhren oft mit der Straßenbahn bis zur Endhaltestelle,suchten uns eines der Hochhäuser aus,und fuhren Fahrstuhl.Das war schon was Besonderes. Wenn man dann noch eine Klassenkameradin mit Telefon hatte,war auch der Nachmittag gerettet. Es wurden wahllos Leute mit Anrufen genervt. Zum Abschluss gabs dann noch ne Klingelpartie-bei so einem Hochhaus war das viel lustiger, als bei uns,wo man von Haus zu Haus laufen musste...Als ich das erzählte, sah mein Mann mich fragend an.Sie verbrachten ihre Zeit meist im Wald...Wir buddelten auch mit Opi im Garten oder bauten Buden,aber so ein Kontrastprogramm war schon super spannend....
Kinder haben ohnehin andere Relationen.Unser riesiger Rodelberg ist aus heutiger Sicht natürlich nur ein Hügel, und Orte,in die keine Straßenbahn fuhr,waren quasi sehr weit ob,obwohl es nach meinem jetzigen Wissen oft nur 10km waren...
Wenn man älter wird verschieben sich die Relationen,allerdings oft entsprechend den eigenen Erlebnissen....Man wird gelassener,denn Dinge,die früher ganz schrecklich waren,führen heute maximal zu nem kurzen Schulterzucken.Manches regt mich allerdings noch immer sehr auf-so sehr,dass ich es kaum schaffe,mich wieder herunterzufahren.Da ist es toll, wenn man Freunde hat, bei denen man abschalten kann, nicht überlegen muss, was man sagt und die wirklich da sind,wenn man sie braucht. Davon haben wir zum Glück ein paar.Und bei 2en waren wir am Wochenende. Alles war so schön normal:nette Leute, tolle Livemusik(wir tanzten nach einer gefühlten Ewigkeit mal wieder miteinander)leckeres Essen,Sonnenschein, Spaziergang und gute Gespräche...
Ich bin so dankbar für diese Auszeiten...