Endlich wieder am Meer

Der Wecker stand auf 4.00Uhr.Die einzige, die das nicht lustig fand,war Edda-der Langschläferhund.Pünktlich um 5 ging es los.Auf der hohen Autobahnbrücke stand ein Auto, dahinter die Polizei. Die meisten Menschen denken da sicher an eine Panne,aber mir wurde übel.Ich versuchte mich wieder auf den Sonnenaufgang zu freuen, ohne darüber nachzudenken, dass es auch regnen könnte...Gegen 6 färbte sich der Himmel dann glutrot. Unsere liebe Bonnie wird heute 14 Jahre alt. Ich bin sehr dankbar dafür, daß sie mit uns nochmal zusammen ans Meer kann,und trotzdem traurig, weil ich tief in meinem Inneren weiß, daß es das letzte Mal ist.
Im Radio wird gerade über das 9,-€Ticket diskutiert. Auch wenn es den Leuten auf dem Land nicht hilft,so wäre es für viele andere eine gute Alternative,und wirklich mal ein Beitrag für die Umwelt.Und viele Senioren würde das auch entlasten. Ich bin bis vor 3Jahren mit dem Fahrrad und zu Fuß zur Arbeit gelangt,also habe ich meinen Beitrag geleistet und bin nun sehr froh über meinen Heinz.Ständig werden neue Unwichtigkeiten,wie Partysongs,Indianerfilme,Gerichte...hochgepuscht,um von den eigentlichen Problemen dieses Landes abzulenken...
Pünktlich um 7 bekam ich ein kleines Hüngerchen.Sonst sitze ich mit meinen Kollegen um diese Zeit am Tisch. Die innere Uhr kann man halt nicht kontrollieren, also wurde aufgetischt,und auch der Fahrer wurde gefüttert.
Kurz vor dem Berliner Ring durften die Wuffis raus,und auch ich besuchte angewidert die Toilette. Ich weiß nicht  warum man sich dort so gehen lassen muss,und hoffe nun,dass ich keinen Herpes bekomme...
Die Zeit im Stau hielt sich in Grenzen, und bescherte uns einen tollen Blick auf die Havel. Für mich auch immer ein Stück Heimat, denn den größten Teil des Sommers verbrachten wir in Brandenburg. Hier lernte ich schwimmen,bekam ich meinen 1.Kuss und war das 1.Mal betrunken...Mittags wählte ich entweder ne Bulette oder Currywurst-die brauch ich bis heute hin und wieder.
Beim schmerzhaften Halt an der Tanke gab es zum Trost aber erstmal ne Bockwurst,die geht immer...Mein Kopf kramt all diese Erinnerungen immer wieder raus,aber ich habe das Gefühl,als hätte das ohne mich stattgefunden. Irgendwie bin ich nur noch im Hier und Jetzt-ohne Vergangenheit,und ohne über die Zukunft nachzudenken. Erklären kann ich es nicht.
Unterwegs sahen wir immer wieder Kraniche.
Graal-Müritz war nach so langer Zeit nicht wieder zu erkennen und leider auch noch sehr voll.Nach einer Runde im Papamobil des Platzwartes beschlossen wir,weiter zu fahren. Neues Ziel:Fischland-Darß. Der Platz hinter den Dünen hatte 2 Stunden  Mittagspause,also ging die Suche weiter. Platz 3 ist es dann geworden ,und ich vermutete,dass wir in Dierhagen waren.Das bestätigte sich etwas später. Wir ergatterten ein schönes,schattiges und ruhiges Plätzchen in einer Ecke und richteten uns ein.
Zum Strand waren es 700 Meter. Endlich konnte ich rein-herrlich klar und erfrischend war es.Ein Schild,das auf ein versunkenes Wrack hinwies,weckte meine Abenteuerlust.Plötzlich hörte ich ein Pfeifen.Am Strand stand ein junger Mann von der DLRG und winkte mich raus.Das Wrack ist wohl sehr scharfkantig.Er erklärte mir,daß es wegen der Totenruhe nicht geborgen werden darf,und ich bedankte mich höflich, während Thorsten sich für mich schämte...
Nach einem verfrühten Abendessen und einer wohltuenden Dusche ging es nochmal zum Strand. Meine beste männliche Freundin hatte mir gesagt, daß der Vorteil hier gegenüber Usedom ist,dass man den Sonnenuntergang sehen kann.
Wir nahmen einen anderen Zugang, und der war so,wie man ihn sich vorstellt:die Düne,und wenn man hinaufgeht,das Meer.Unser Getränk zierte ein weißer Orb,also stießen wir mit Mäxchen erstmal auf unseren Besuch an.Überall bettelten Möwen und die Sonne färbte den Himmel glutrot.