Tag 5

Selbstverständlich ging es auch gestern Abend wieder zum Strand. Ich hatte mich den ganzen Tag darauf gefreut. Vorher nahm ich eine heiße Dusche-da ich hier ja keine Badewanne habe, musste das reichen. Irgendwie versuchte ich mit dem Wasser die traurigen Gedanken wegzuspülen,und hinterher war es auch ein bisschen besser.Den Rest erledigte meine neue Lieblingssorte von Störtebeker:Hanse-Porter...Dann kamen auch wieder jede Menge Schwalben,und ich begann mich zu freuen. Diesmal durfte Eddie mit.2 Schwäne flogen direkt über uns hinweg.Wir kamen mit einem Mann ins Gespräch. Seine Frau war von hier.Sie lebt schon seit 44 Jahren bei ihm,und sie besuchten seine betagten,aber noch fitten Schwiegereltern.Wir sahen uns an,und dachten an die alte Frau...
Das war gestern wieder mal so ein Grübeltag.Wir hatten nie viel, und waren immer mit dem zufrieden, was uns das Leben so bot.Das ist eine der wenigen Konstaten in meinem Leben. Ich brauche keinen Luxus. Das verstand mein Vater schon nicht,als ich noch jung war.Er arbeitete von früh bis spät,damit er dies noch kaufen kann, und das noch bauen. Als ich ihm dann als Teenie erklärte,dass mir ne Hütte mit Strohbett reicht,reagierte er verständnislos.Als wir dann das klitzekleine Häuschen mitten im Wald kauften,war das sicher auch nicht standesgemäß,aber es war das,was wir einigermaßen finanzieren konnten. Wir wollten, dass die Kinder im Grünen aufwachsen können.Wenn andere sagten,sie können sich keinen Urlaub leisten, weil sie damit irgendwelche Hotels mit...meinten,musste ich immer lachen. Wir packten Zelt und Essen ein,und hatten ausser Benzinkosten kaum Ausgaben, dafür aber jede Menge schöne Erinnerungen. So machen wir das auch heute noch-Hauptsache raus,die Welt erkunden. Das schönste,was Mäxchen mal gesagt hat war:"Mama,wir hatten nie soviel Geld, wie andere,aber ihr habt immer das Beste daraus gemacht. Wir hatten eine tolle Kindheit!"-Ich musste damals weinen...
Und nun weg mit den traurigen Gedanken-ein neuer Tag beginnt und wartet darauf gelebt zu werden.
Endlich habe ich herausgefunden,was es mit den sonnenblumenähnlichen Pflanzen,die nun auch unseren Tisch schmücken,auf sich hat.Es ist Topinambur.Sie blühen von September bis November und werden bis zu 3 Meter hoch.Deshalb sehen wir sie jedes Jahr um diese Zeit hier oben...Während ich das nachlas,beobachtete mich eine Nebelkrähe von der riesigen Pappel gegenüber.
Am Strand war heute Kunsthandwerkermarkt.Viele süsse Dinge,die man vielleicht nicht braucht,die aber schön anzusehen sind.Etwas,das ich für die Rauhnächte brauchte,fand ich am Wegesrand-eine Nachtkerze.Am Strand ging es zurück.Ein Schmetterling begleitete uns ein Stück...
Jetzt ist wieder Ruhe angesagt.