Tag 9

Das Abendessen bereiteten wir gemeinsam vor.Thorsten hatte die Aufgabe, die Puffer aus Kartoffeln, Zwiebeln und Schinken draußen zu braten, während ich drinnen Peperoni und Tomaten mit ordentlich Knoblauch zubereitete.Eine ungewöhnliche,aber sehr leckere Kombination. Ich probiere gerne mal was Neues-meistens schmeckt es dann auch,aber oft vergesse ich, wie ich es gemacht habe...Ich muss immer wieder an die junge Frau gestern in der Imbissbude denken. Sie bereitete das Essen mit so viel Liebe vor,dass es Spaß machte,ihr dabei zuzusehen.
Unser Buch habe ich zu Ende gelesen. Auf der Suche nach einem Nachfolger,stiess ich auf Plagiatsvorwürfe.Das enttäuschte mich sehr...Am Abend zog sich der Himmel wieder zu,aber die Sonne ging feuerrot unter.Diesmal durfte Eddie mit.Erst tobte er im Wasser,dann hatte er ein viel zu grosses Stück Treibholz entdeckt. Die Leute amüsierten sich, und Thorsten meinte:"Der nächste Winter kommt bestimmt!"-Mit den Mädels liefen wir dann wieder Richtung Moor.Hier erklärte sich auch das merkwürdige Geräusch der letzten Tage. Es hörte sich immer an,wie eine Turbine irgendwo in der Ferne. Als wir uns dem Geräusch näherten, nahmen wir schnell reissaus,denn es war ein riesengroßer Mückenschwarm,der aus den Wassergräben aufstieg.Ich sammelte noch ein paar Gräser für unsere Tochter. Sie macht daraus immer tolle Trockenblumengestecke,und ich erinnerte mich,daß sie mir einen solchen Strauß schonmal mitbrachte, als sie noch ganz klein war.
Etwas später kam der kleine Igel wieder. Er trank aus der Hundeschüssel,und im Gegensatz zu Eddie,der das sogar im Wohnwagen bemerkte,freute ich mich über ihn.Ja,ich empfand Freude, und das ist etwas ganz besonderes für mich...
In der Nacht hatte es geregnet,dann wieder aufgehört.Wir schliefen etwas länger,frühstückten gemütlich, dann machten wir uns im Sanitärgebäude frisch. Wieder war auf der Toilette neben mir eine Frau,die den Geräuschen nach gerade ein Kind bekam. Es gibt sicher Situationen im Leben, da kann man seine Gefühle nicht kontrollieren und schreit sie förmlich raus,aber morgens auf einer Gemeinschaftstoilette finde ich das eher nervig...
Wir beschlossen,das Technikmuseum Pütnitz anzuschauen. Ich hatte mal eine Reportage darüber gesehen. Es klang sehr spannend, deshalb kam es auf meine "Löffelliste"-wenn wir mal in der Nähe sind.Und das waren wir ja nun:
Schon bei der Ankunft auf dem riesigen ehemaligen Flughafengelände war ich begeistert. Überall militärisches Sperrgebiet, aber auch überall alte Gebäude, die entdeckt werden wollten.Nach einer kurzen Erkundungstour entdeckten wir ein Amphibienfahrzeug,mit dem man mitfahren kann. Ich fragte den Mann, was wir tun müssen, um mit zu dürfen, denn das muß man eigentlich voranmelden...Er verlangte von jedem nen 10er und los ging es.Das Teil war von 1961 und funktionierte tadellos. Wir rumpelten auf Ketten Richtung Wasser, dann fuhren wir eine Runde auf dem Bodden. Wieder zurück an Land fuhr er einen Hügel hinauf, damit das Teil leerlaufen kann.Das war so ein unbeschreibliches Erlebnis. Wer mag,darf auch einen Gelenkbus selber fahren,oder mit nem Ural durchs Gelände, aber ich war überglücklich über diese Aktion. Dann ging es in die verschiedenen maroden Hallen. Unzählige Fahrzeuge und Exponate warteten auf uns.Es war,wie beim ersten Kaufhausbesuch im Westen-man wusste nicht,was man zuerst anschauen soll. Ich weiß nicht,woher der Verein die ganzen Schmuckstücke hat-sogar Staatskarossen waren dabei,aber jeder der in der Nähe ist, sollte hier mal vorbeischauen. Die Erbsensuppe war leider schon alle,also gabs ne Bockwurst in der autentischen Kantine.Man fühlte sich in eine andere Zeit versetzt.Da stand das Dreirad meiner kleinen Schwester, an der Wand hing mein Klapprad,in der Ecke stand unsere alte Schulbank,der Moskwich meines Schwiegervaters stand gegenüber dem Dacia meines Vaters,den er je nach Lust und Laune immer wieder umlackierte...
Auf dem Rückweg untersuchte ich noch ein altes Gebäude...
Jetzt hat das angekündigte Schietwetter eingesetzt,aber heute ist mir das egal...