Tag 10

Aufgrund des Dauerregens seit gestern Nachmittag, gabs zum Abendessen einfach Reste.Als ich fragte, was wir nun mit dem Sonnenuntergang machen,bemerkten wir gleichzeitig, dass wir den Gin-Tonic dann halt ohne ihn trinken müssen...
Nachdem dann doch immer mal wieder Nachrichten zu uns durchdringen,habe ich vorgestern gesagt,daß ich wieder dienstags einkaufen gehen muss. Montags sollten wir wieder mit auf die Straße gehen. Es ist mir egal, ob es was verändert,aber ich möchte mich später nicht fragen lassen, warum wir nichts gemacht haben. Nachdem ich mich im Frühjahr trotz Protestaktionen...habe impfen lassen müssen, um meinen Job zu behalten, hatte ich aufgegeben. Ich war enttäuscht von den Menschen, die zwar jammern, aber ihren A...nicht hochbekamen.Für mich war es die 2.Erniedrigung in meinem Leben, und ich werde das Gefühl nicht vergessen, zu etwas gezwungen zu werden, dass man nicht will...Wenn ich mir so anschaue, was da zusammenregiert wird,kann ich ja nicht mal in die Politik gehen. Ich wäre überqualifiziert mit Schul-,Berufs-und Fachweiterbildungsabschluss...Also gehöre ich definitiv auf die andere Seite.
Nachdem Thorsten ein Verdauungsschläfchen machte,daddelte ich am Handy.Ein Typ auf Instagram schrieb mir auf englisch. Ich antwortete halb gelangweilt,halb neugierig-meist sind das Witwer,die dann irgendwann dringend Geld brauchen. Bingo:seine Frau starb vor 5 Jahren an Krebs,sein kleiner Sohn lebt in Kanada,während er jetzt im Jemen arbeitet-wo die Taliban ihn kontrollieren... Oberflächliche Komplimente-einfach langweiliger Smalltalk. Er wollte mich auf Telegram umleiten, worauf ich nicht einstieg. Ich bin zwar blond,aber nicht blöd,und noch nicht alt genug, um auf den "Enkeltrick"reinzufallen...
Es ist schon interessant, wie manche Menschen an Geld kommen. Ich könnte nicht mehr in den Spiegel schauen, dafür ist mein Job aber ehrlich. Man gibt mehr, als man bekommt, hat aber das gute Gefühl helfen zu können.
Ich schrieb parallel mit ein paar Freunden, erfuhr dass Queen Mum gestorben ist,von der ich glaube, dass sie tief in ihrem Inneren ein sehr trauriger Mensch war,weil man ihr ein Leben vorbestimmt hat und las mein neues Buch weiter,welches schwierig zu verstehen ist,das ich aber trotzdem lesen muss,um Mäxchens Faszination zu verstehen, während Thorsten den Verdauungsschlaf wohl in die Nachtruhe überleitete...  
In der Nacht hörte der Regen auf,und der Hirsch brüllte wieder. Ich war lange wach und lauschte ihm,traute mich aber nicht allein auf die Wiesen.Nicht aus Angst vor dem Tier,nein ich hatte eher Bedenken, daß ich mir in der Dunkelheit mal wieder irgendwas breche.
Unseren letzten kompletten Tag hier begannen wir mit einer Fahrt zum Gespensterwald in Nienhagen.Die Sonne kämpfte sich immer wieder durch die Wolken,und ich freute mich, daß wir auch diesen Ausflug nicht allein machten.
Der 1.Teil war recht unspektakulär-ein Laubwald mit überwiegend Buchen, dazwischen ein kleines Flüsschen und ein verlassenes Häuschen. Richtung Steilküste änderten sich die Wuchsrichtungen,und man konnte einen Gespensterwald entdecken.Dazwischen wurde gerade ein Brautpaar fotografiert. Das Hochzeitsauto-ein Trabi,hübsch geschmückt-entdeckten wir auf dem Rückweg. Während wir hinwärts durch den Warnowtunnel fuhren, ging es heimwärts quer durch Rostock und über die Warnow.
Unterwegs gefielen mir die alten Windmühlen und die Klinkerkirchen mehr,als der Trubel in der Großstadt...
Und dann ein letzter ruhiger Nachmittag vor der Heimreise...