Unsere Bonnie

Deine Züchterin hatte Dich mit sehr viel Liebe aufgezogen, doch dann kamst Du zu Deinen neuen Besitzern. Diese hatten sich wohl nicht genau überlegt, was es bedeutet, einen Welpen aufzunehmen…Als Du zu uns kamst, warst Du bereits ein dreiviertel Jahr alt. Den ersten Teil Deines Lebens hattest Du überwiegend in einem Zimmer verbracht-nur zum pullern ging es raus. Das führte dazu, daß Du nichts kanntest. Wir holten Dich, und Deine Rute war fast immer unter dem Bauch. Eigentlich wollte mein Mann wieder einen Rüden, aber dieses Häufchen Elend weckte seinen Ehrgeiz, denn viele seiner „Sportfreunde“ konnten nicht verstehen, warum wir das ängstliche Wesen aufnahmen. Für mich ist sowas eine Herzenssache. Ich kann mit Champions nichts anfangen-weder bei Menschen, noch bei Tieren…

So gab es in den ersten Wochen und Monaten einen Crashkurs in Sachen „Umwelt“. Du kamst überall hin mit, fasstest Vertrauen und wurdest selbstbewusster. Orientierung gab Dir dabei auch unser guter alter Yang. Unsere Tochter brachte etwas sehr Merkwürdiges mit-es roch nach Hund, grunzte aber. Es war unser kleines Enkelchen Tyson-eine französische Bulldogge-und er wurde Dein bester Freund.Die Kinder liebten Dich genauso, wie deren Freunde. Obwohl Du Terrierblut in Dir hattest, warst Du meist tiefenentspannt, aber wenn es drauf ankam sofort da. Ich erinnere mich daran, wie Du im Wald Dein Geschäft verrichtet hast-ein Stück weiter sprang ein Reh auf, aber Du machtest einfach weiter…Kamen kleine Kinder zu Besuch, warst Du nicht so ungestüm wie sonst, sondern eher behutsam. Der Sohn einer Freundin unserer Tochter begann gerade zu laufen. Er hielt sich an Dir fest, und Ihr lieft langsam zusammen durch den Garten.

Im Sport war das anders, denn da gabst Du immer 100%. Du liebtest Dein Herrchen und er Dich. Egal, ob Prüfung oder Pokalkampf-Ihr wart ein Dreamteam. Ich erinnere mich gerne an den Flutlichtpokalkampf in Steinheim. Die Leute machten sich lustig, weil Du kurz vor Deinem Einsatz gequitscht hast (das war in dieser Trieblage halt so bei Dir). Sie boten Thorsten Öl an, verstummten aber sofort, als sie euch bei der Arbeit sahen, am Ende gab es Beifall. Auch wenn es Richtung Wasser ging quietschte es hinten im Auto. Ich fragte mich immer, woher Du wusstest, wo wir hinfahren-egal ob Meer, See oder Fluß-Du hast es quasi gerochen, und dann gings rein ins kühle Nass. In Mecklenburg hast Du mich dabei fast ersäuft, weil Du dachtest, ich hätte Deinen blöden Ball. Wettschwimmen gegen Dich verlor ich haushoch, aber es machte Spaß. Als wir dieses Jahr an der Ostsee waren, fuhren wir zu einem Strand, an den Du es vom Weg her auch schaffen konntest. Du zogst mich die Dünen hoch, wie früher-aber dann hast Du am Meer gestanden, und wusstest wohl nicht mehr so recht, was Du da wolltest. Also begannst Du zu trinken…Das machte mich traurig, dennoch war ich froh, daß wir Dich hingebracht hatten. Lange Wanderungen waren im letzten Jahr nicht mehr möglich, aber das war auch o.k.-als Du älter wurdest, bekam ich Dich immer an die Leine, aber Du versuchtest neben Deinem geliebten Herrchen zu laufen. Man konnte an Deinem Gesicht ablesen, was Du davon hieltest, daß Du wieder mit der langsamen alten Frau laufen musst. Nach einer Wanderung an der Goitzsche, bei der wir uns verlaufen hatten, sprangst Du sofort in Euren Anhänger, legtest Dich hin und sahst mich vorwurfsvoll an: „Ich geh heute keinen Schritt mehr-Ihr spinnt wohl!“-So konnte man das wohl interpretieren…

Als Mama warst Du toll, ich weiß nur nicht, ob es Dir gefallen hat, daß wir eine Deiner kleinen Nervensägen behalten haben. Als dann vor 2 Jahren noch die kleine Edda zu uns kam, bekam er seine „Strafe“, und Du warst sehr geduldig. Hin und wieder musstest Du sie in die Schranken weisen, aber Du warst trotz allem die „Chefin“. Wenn die beiden Wilden auf dem Hundeplatz waren, machten wir zusammen „Altweiberfrühstück“. Da musste ich immer wieder schmunzeln, denn wenn alles alle war, gingst Du einfach weg-Thorsten hatte wohl Recht, denn er sagte immer:“Hunde sind Egoisten!“…Das wird mir unheimlich fehlen…

Überhaupt warst Du sehr raffiniert. Hat Dir jemand den Platz weggenommen, so gingst Du zum Fenster oder ans Tor und begannst zu bellen. Die anderen rannten los, und Du legtest Dich wieder hin. Daß Du taub wurdest fiel uns erst auf, als Du nicht mehr angerannt kamst, wenn ich die Kühlschranktür öffnete. Aber der Geruchssinn funktionierte. Du liebtest grüne Gurken. Als ich abends in der Wanne lag und eine Gurkenmaske aufgetragen hatte, kamst Du hereingestürmt, und suchtest…

Egal, wo wir waren-überall nahmst Du Dein Kissen mit. Lagen irgendwo mehrere, wurden sie gestapelt…

Wenn Du mal wieder eine Pfütze gemacht hattest, sahst Du mich traurig an, obwohl ich Dir versicherte, daß das nicht schlimm ist-wenn man alt ist passiert das eben. Durch die Drogen konntest Du Dich in Deinen letzten Wochen hoffentlich einigermaßen schmerzfrei fortbewegen. Immer wieder suchtest Du allerdings meine Nähe, und ich war nicht sicher, ob ich Dich vor den jungen Wilden beschützen sollte, die mal wieder viel zu verrückt tobten, oder ob Du mir sagen wolltest, daß Du gehen möchtest. Dieser Blick traf mich jedes Mal sehr, denn der Grat zwischen Tierliebe und Tierquälerei ist sehr schmal. Ich hoffe, Du verzeihst uns, wenn wir zu lange gewartet haben, bis wir Dich gehen lassen konnten. Ich bin unserem Tierarzt sehr dankbar dafür, daß er zu uns nach Hause kam-so warst Du in Deiner gewohnten Umgebung-bei Deiner Familie…

 

Jetzt bist Du bei Mäxchen und frei von Schmerzen. Wir sehen uns wieder und danken Dir für viele tolle Jahre…Du bleibst für immer in unseren Herzen.

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Kommentare: 1
  • #1

    Sabine Backoefer-scott (Freitag, 06 Januar 2023 21:02)

    Ich bin in Gedanken bei euch�