Tag 2

Der Morgen begann entgegen den Wetterprognosen mit Sonne. Der kleine Laden, in dem es Brötchen gibt, hatte noch nicht geöffnet, also ging ich mich erstmal renovieren.Das Sanitärgebäude ist superschön,an den Wänden befinden sich die Platten im Rostlook,die ich gerne in unserem Bad verbaut hätte.Besonders niedlich ist das Kinderbad-da wären unsere Geister früher wahrscheinlich garnicht mehr raus gekommen. Fröhliche Musik lief.Einfach ein perfekter Morgen. Wir beschlossen, die kostbare Urlaubszeit nicht mit der Reparatur der Therme zu vergeuden.Wasser und Strom hatten wir direkt am Platz,und zum Abwaschen ging ich ohnehin lieber vor.Also-was machen wir heute?
Wir entschieden uns,das Betonschiff vor Redentin zu suchen. Es wurde 1944 gebaut, als der Stahl knapp war. Mir ist noch immer unklar, wie soetwas schwimmen kann, aber ich habe Physik auch nie verstanden, sondern immer nur auswendig gelernt. Da es mal wieder kein offizieller Ausflugspunkt war,mussten wir schauen, wie wir hinkommen können.Über Wiesen gelangten wir durchs Schilf.Von dort konnten wir es sehen. Wer mutig ist,kann durch das knietiefe Wasser bis hinlaufen,aber ich wollte mein Glück nicht weiter herausfordern...
Auf dem Rückweg fuhren wir zum Boiensdorfer Werder. Das hatten wir ganz für uns allein. Eine Schwanenfamilie landete elegant auf dem Wasser und wir genossen die herrliche Ruhe.
Auf dem Weg zum Zeltplatz kauften wir noch ein bisschen Obst und Gemüse, dann war Nachmittagsruhe.Mein kleines Herz begann sich ebenfalls zu beruhigen, denn der Blutdruck war endlich wieder relativ normal. Ich marschierte zum Strand, hatte die Zeit völlig vergessen. Als ich zurück kam, war Thorsten mit den Hunden unterwegs, also verstaute ich schnell meine Fundstücke. Ich hatte einen Steinturm gebaut-schön bunt...Früher hatten wir das mit den Kindern in Norwegen gemacht,um die Trolle zu besänftigen. Heute habe ich das als Dankeschön für die vielen Hühnergötter gemacht.Zwischen dem Seetang fand ich einen zusammengebundenen Stapel Zettel. Erst dachte ich,es sei der Inhalt einer Flaschenpost,aber das,was ich lesen konnte, deutete eher darauf hin,daß jemand seine Sorgen dem Meer übergeben hatte,dieses aber alles zurück gebracht hatte.Als ich zurück lief,waren die Zettel verschwunden, nur mein Steinturm stand noch...
Die Sonne schien weiter,und ich versuchte George Orwell's "1984"zu lesen,während gegenüber die Kinderanimation startete.Automatisch wippte ich mit der Musik mit.
Das Buch hatte ich schon vor einiger Zeit gekauft, denn ich war fasziniert davon,was ein Mensch sich so viele Jahrzehnte vorher, für ein Bild von der Zukunft machen konnte,welche uns gerade jetzt zu drohen scheint...
Den ganzen Tag über kamen Nachrichten von dem Norweger,und ich fragte mich,was wohl seine Mission ist...
Wir machten den Grill an,und als ich den Rand des Fotos wegschneiden wollte, bemerkte ich, daß da jede Menge bunte Orbs waren. Nebenan ließen sich die Spatzen unsere Brötchenkrümel schmecken.
Bei der Abendrunde mit den Wuffis nahm der Wind zu,die Luft schmeckte salzig und ich konnte nicht genug davon bekommen. Das Meer tobte,und wir verzogen uns nach drinnen und heizten...