Tag 10

Wolken zogen auf,aber die Sonne verabschiedete sich auf ihre ganz eigene dramatische Weise. Ich konnte mich daran einfach nicht sattsehen. Nebenbei fand ich wieder sehr schöne Steine,und wie immer bedankte ich mich artig für jeden einzelnen von ihnen. Für mich waren es wertvolle Geschenke. Einer von ihnen hatte die Form eines Knochens.Instinktiv wusste ich,daß er für Bonnie ist.Den restlichen Abend fesselte mich mein Buch. Wenn die "Verschwörungstheorien"von heute wahr sind, dann haben die sogenannten Eliten ganz sicher aus solchen Schriften gelernt. Es war spannend und beängstigend zugleich. Ich konnte es nicht weglegen und beendete es weit nach Mitternacht. Mein Herzchen pochte,aber wohl eher,wegen meines unmöglichen Blutdrucks...
Am Morgen weckten uns Düsenjets, es stürmte und ich war nicht sicher, ob ich noch träumte. Als ich Brötchen holte flogen wieder 2 über mich drüber-offensichtlich übten sie, und ich hoffte nicht für einen Krieg, der nur dazu gedacht war, den Überfluss zu vernichten oder gar die im Buch beschriebenen 3 Weltmächte zu gründen...Ausserdem war ich ganz froh, daß es noch keine Gedankenpolizei gab, obwohl die wohl oft einfach nur rot werden würde...
Ich hatte von unserer alten Stationsschwester geträumt und freute mich, sie endlich mal wieder zu sehen. Wir plauderten, aber einer jungen Frau, die sie begleitete,schien das nicht zu gefallen. Sie antwortete ständig für sie. Ich frage mich immer wieder, wie solche Träume zustande kamen,und sah nach: Eine Ex-Arbeitskollegin steht laut der allgemeinen Trauminterpretation unter anderem für die immer noch anhaltende Verbundenheit mit dieser Person. Möglicherweise verbindet der Träumende auch bestimmte Erinnerungen mit der Ex-Arbeitskollegin, an die er gerne zurückdenkt. Achten Sie bei der Traumdeutung vor allem auf Ihre Gefühle gegenüber der Ex-Kollegin! -Aha, ich mochte sie sehr.Sie war,wie eine Mutti für uns alle-eigentlich viel zu lieb für ihre Position. Und weiter: Die Arbeitskollegin stellt als spirituelles Traumsymbol Kompromissbereitschaft undAnpassungsfähigkeit dar. O.k.Kompromisse muss ich immer wieder machen, also war es kein schlimmer Vorbote...
Zum Frühstück hatten sich neben den vielen Spatzen auch 2 Tauben eingefunden, die das neue Nahrungsangebot wohl auch nicht ganz schlecht fanden.
Heute wollten wir das Grenzturmmuseum besuchen. In unserer Jugend war es völlig normal, daß diese Wachtürme überall standen-angeblich um die Aussengrenzen zu schützen, aber eigentlich um die Flucht gen Westen zu verhindern. Das wusste jeder.Nach dem Fall der Mauer wurden sie abgerissen, umso interessanter fand ich die Tatsache, daß man diesen verbliebenen jetzt mal von innen sehen konnte,denn das war damals logischerweise nicht möglich. Ich erinnere mich noch gut an unseren 1.gemeinsamen Ostseeurlaub.Wir zelteten direkt am Strand und nutzten abends das Scheinwerferlicht,um von der Disko heimzufinden.Morgens hatte es ein Faltboot an den Strand gespült.Alles war voller StaSi,und ich hoffte einfach, daß die Leute im Boot es geschafft hatten.
Wir liefen zuerst mit den Wuffis, ein großes Schiff fuhr übers Meer, aber aus unserem Blickwinkel sah es aus,als würde es über den Acker fahren. Weiter ging es nach Kühlungsborn. Große Seebäder sind nicht so meins,denn selbst jetzt in der Vorsaison sind da zu viele Menschen. Aber das Museum war sehr interessant-ein Faltboot, so wie wir damals eins hatten, ein Schlauchboot von Leuten, die es trotz Motorausfall nach Dänemark geschafft hatten, aber am meisten faszinierte mich der Mann, der durch die Ostsee geschwommen war. Eine senkrechte Metallleiter führte hinauf zum Turm. Die Neugier siegte über meine Höhenangst und ich wurde mit einem traumhaften Ausblick belohnt. Platz hatten die Jungs damals nicht hier oben...
Wir hielten nochmal am Leuchtturm, anschließend am Eierautomaten-dann war Mittagsruhe. In der Mittagssonne wurde es an windstillen Plätzen so herrlich warm,dass ich immer wieder der Meinung war,jetzt gehe ich baden. Stand ich allerdings auf,war da wieder der eisige Wind und die nicht gerade einladende Wassertemperatur von 8 Grad. Was bin ich doch für ne Muschi geworden...
Ich begann ein Buch über die Klimalüge zu lesen, aber das war sehr mühsam, ständig Zahlen und Tabellen, oft wiederkehrende Aussagen...