Krankenschwester

Das Rad wird ja jeden Tag neu erfunden. So gibt es auch für meinen Beruf eine neue Bezeichnung: "Gesundheits-und Krankenpfleger" und meine Ausbildung zur OP-Schwester wurde umfunktioniert zu : "Operationstechnischer Assistent". Das passt sicher zum Gesundheitssystem, wie es heute etabliert ist, aber ganz sicher nicht zu den Werten, die ich mit dieser Berufung verbinde. Wir diskutierten darüber auch in der Pause mit unserer jungen Kollegin. Sie verstand uns. Für mich ist es selbstverständlich, daß mich Patienten Schwester Conny nennen, denn ziehe ich meinen Kittel an, so bin ich das auch nach mittlerweile 35 Dienstjahren noch immer mit Leib und Seele. Ich glaube,  daß jeder Mensch auf dieser Erde eine Bestimmung hat, und meine ist es, anderen zu helfen. Gerade für unsere älteren Patienten ist es in dieser unnatürlichen Umgebung schon vertrauenserweckend, wenn sich eine Schwester um sie kümmert, und nicht Frau Sowieso...
Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich meinem Vater erklärte, was ich lernen will. Eigentlich wollte ich Journalistik studieren und dann Bücher schreiben...Leider gab es fürs Abi nur 3 Plätze. Ich hatte überall ne 1-nur in Sport eine hart erkämpfte 2-das ließ den Traum platzen. Ja, ich war ein Streber-oder besser gesagt, ich las mir etwas 2x durch, dann saß es...Plan B musste her. Da meine liebe Tante Charlotte mit Leib und Seele Krankenschwester war, war für mich klar-das werde ich auch. Mein Vater war nicht begeistert-Schieber schwenken? Aber ich war inzwischen alt genug, um zu widersprechen. Ich wählte das Fachschulstudium an der Uni, da ich irgendwann in den goldenen Westen auswandern wollte, und wusste, daß das dort eher anerkannt wird, als das in den Bezirkskrankenhäusern. Ich lernte später meinen Mann kennen und blieb, und heute bin ich froh darüber. Da ich sehr schüchtern war, fielen mir die Patientengespräche anfangs sehr schwer, aber mein Ehrgeiz half mir dabei, auch das zu überwinden. Heute quatsche ich die Leute quasi besoffen und die meisten sind dankbar für die Ablenkung. Im Laufe der Jahre lernt man sehr schnell einzuschätzen, wen man wie bei Laune halten kann. Das macht den Beruf so abwechslungsreich. Als ich mit einer Kollegin in Köln war, stöberten wir in einem Laden. Sie rief mich ein paarmal bei meinem Namen,  aber ich war in Gedanken versunken. Da hallte es quer durch den Laden: Schwester Conny -und ich war sofort da...Wir lachen heute noch darüber. Und ja-das bin ich Schwester Conny!