4.Etappe: Moldawien-längster Weinkeller der Welt,Gagausien und schlimmster Abend des Jahres

Den gestrigen Abend verbrachten wir gemütlich. Ich hatte eine tolle Steinliege. Diesmal wollte ich nur einen Stein mitnehmen, auch wieder nicht richtig. Spaß beiseite-genau so einen Stein wollte ich damals für Mäxchen haben. Wir beobachteten, wie immer wieder Autos am Haus gegenüber hielten und mit vollen Kanistern wieder heraus kamen. Es gibt 2 Theorien: Entweder brennt die alte, schwarz gekleidete Frau heimlich Schnaps oder sie verkauft heiliges Wasser...
Wir standen um 5 auf,bis ich bemerkte, daß es hier schon um 6 ist. Die Zeitverschiebung hatte ich nicht auf dem Schirm. Ich machte Wasser heiß und wusch mich. Ein Pferdefuhrwerk kam vorbei, ein Hahn krähte. Pure Landidylle. Gestern Abend waren noch Ungarn angekommen. 4 Leute mit einem kleinen Zelt. Hier wunderte sich niemand, wenn man sagte: " We are sleeping in the car."-Bei uns kommt man sich dann immer vor, wie ein alt gewordener Hippie...
Durch das Maramuresgebirge ging es weiter Richtung Moldawien. Bunte Bergwiesen, dichte Wälder-dazwischen Lkw's mit Bienenvölkern. Einen Ort bevölkerten links und rechts wunderschöne Rosen-viele Meter weit. Die Störche und die Straßenhunde begleiteten uns weiter. Mitten in den Bergen bellte uns einer an, bis wir bemerkten, daß im Gebüsch ihre Welpen lagen. Unterwegs lagen immer wieder überfahrene Hunde. Die Gedanken daran verfolgten mich den ganzen Tag. Bei den Störchen wunderten wir uns über die schwarzen Schnäbel,  und fanden heraus, daß es Jungtiere sind, deren Schnäbel sich erst rot färben, wenn sie sich selbst ernähren und fliegen können. Pferdefuhrwerke und Männer mit Sensen machten sich auf den Weg. Neben den vielen Stabkirchen hier, werden auch immer wieder neue Gotteshäuser gebaut. Gut, bei uns ja auch-nur bei uns sind es halt Moscheen...
Viele der Häuser zieren riesige, geschnitzte Holztore. Ich weiß nun auch,warum unsere heutige Fahrt 9 Stunden dauert-nicht die Straßen waren schlecht, sondern wir fuhren Landstraße mit Serpentinen-von Tal zu Tal. Das brachte herrliche Aussichten. Auf einigen Gipfeln lag noch Schnee.
Die Landschaft wechselte: Sanfte Hügel mit Getreide, Mais und Sonnenblumen in Streifen angebaut. Es sah so aus, als würde man hier den Wechsel der Fruchtfolge noch berücksichtigen. Mein Fahrer schien nicht nur polnische, sondern auch rumänische Wurzeln zu haben. Geschwindigkeitsschilder scheinen hier keine Bedeutung zu haben. So war er in seinem Element. Ein Bahnübergang mit schrillem Alarmton zwang aber auch ihn zum anhalten. Waschanlagen scheinen hier auch sehr beliebt zu sein, mindestens genauso wichtig, wie die niedlichen überdachten Brunnen vor den Häusern.
Gegen 15.00Uhr erreichten wir die moldawische Grenze. Die Beamten waren sehr genau, und so dauerte das Ganze 1Stunde. Die 32 Grad Außentemperatur machten das Ganze nicht besser, und mein Herzchen zeigte mal wieder ganz deutlich, was es davon hält. Die Landschaft blieb logischerweise gleich, denn die Natur kennt keine politischen Grenzen, aber die Straßen wurden schlechter. Wir fuhren vorbei an endlosen Weinbergen, an blau-weissen Häusern, und an einem jungen Ziegenhirten. Die Tankstellen an den Grenzen waren nagelneu-der Diesel kostete nur 1,-€. Durch die Zeitverzögerung hatten wir uns damit abgefunden, den Weinkeller besichtigen zu können. Ich lief trotzdem hin. Eine junge Frau erklärte mir, sie hätten nur noch eine rumänische Tour. Das war mir egal-ich hatte genug gelesen und wollte ihn einfach nur sehen. Sie verwies mich immer wieder auf den nächsten Tag, aber ich bin halt hartnäckig...Sie willigte ein, und sagte"In 5 Minuten fährt die Bahn!"Ich rannte los, was sicher sehr lustig aussah,  um meinen Husband zu holen. Der war inzwischen mit den Hunden gegangen. Ich gestikulierte, Bus er begriff. Wir schafften den Zug, die junge Frau gab uns eine Decke  und dann ging es in 50 Meter Tiefe, wo konstant erfrischende 12 Grad herrschten. Ich war im Paradies und brauchte keine Decke. Wir sahen nur 5km von den 50 bewirtschafteten. So viele Fässer und Flaschen hatte ich noch nie gesehen. Insgesamt sind diese Stollen 200km lang-es war unbeschreiblich. Leute aus aller Welt lassen hier ganz besondere Weine lagern-auch unsere Angela...Die junge Frau rasselte ihre rumänischen Erklärungen herunter, kam dann zu uns, und erklärte es nochmal auf englisch. Ein Mann aus der rumänischen Gruppe übersetzte uns auch zwischendurch, sodass wir am Ende 2 Flaschen Sekt und jede Menge Informationen reicher waren. Die Leute hier sind sehr hilfsbereit, ohne aufdringlich zu sein.
Überglücklich fuhren wir ein Stück weiter, um einen Platz für die Nacht zu finden. Die Autobahn war herrlich leer, wurde aber nicht nur von uns, sondern auch von Radfahrern, Kühen und einer Gänsefamilie benutzt. Das kannten wir bereits aus dem Baltikum. Immer wieder führen wir vorbei an verlassenen Wohnblocks, die wohl noch aus der Sowjetzeit stammten. Wir erreichten Gagausien, welches man ,anders als Transnistrien problemlos durchqueren kann. Die kleinen Häuser waren mit bunten Toren und Blechdächern versehen. Überall Schilder in kyrillischer Schrift und bunt gekleidete Frauen mit Kopftüchern an den Straßen. Man sah kleine Zwiebelturmkirchen, und auch hier wieder verlassene Städte. Einen Schlafplatz fanden wir nicht, also fuhren wir weiter in den Sonnenuntergang. Wir erreichten den 1.Grenzübergang, und wurden zurück nach Moldawien geschickt. Sie hatten irgendein Problem mit unseren Hunden und ließen sich nicht beirren. Also irrten wir umher, denn das Navi führte uns immer wieder zu dem Grenzübergang. In der Dunkelheit erwischten wir viele Schlaglöcher, aber zum Glück kein einziges Tier. Nach einer Stunde erreichten wir den nächsten Grenzübergang. Wieder eine kilometerlange LKW-Schlange davor, dazwischen die Straßenhunde und jede Menge Mücken. Eine Stunde wurden wir unter die Lupe genommen, immer wieder kamen andere-fragten, und schauten. Eine junge Frau übersetzte für uns, bis ich von einem Beamten in ein dunkles Gebäude geschickt wurde. Er zeigte auf die Treppe und nach oben. Ich ging hinauf-niemand da. Eine Tür öffnete sich. Ein alter Mann kam herein, sprach aber auch kein Englisch. Ich zeigte ihm die Ausweise unserer Hunde. Er sah sie an, kopierte sie und stempelte die Kopien schließlich ab. Wir kamen weiter, bis zur rumänischen Grenze, denn da wiederholte sich das Spiel, dessen Regeln ich nicht verstand.
Irgendwann ließen sie uns passieren, das Geld konnte man nicht mehr zurück tauschen, aber das war egal. Wir fuhren durch eine große Stadt-überall Musik und gut gelaunte Leute. Hier kann man also Samstag noch feiern gehen, aber danach war uns garnicht. Die Fähre hatte geschlossen, und wir fanden einen Platz an der Donau, wo wir uns ins Auto legten.Eine Streife kam vorbei, ließ uns aber in Ruhe. Es war nachts halb 2 und nichts ging mehr...