6.Etappe-Ab Ans Schwarze Meer

Gestern Abend besuchte uns noch eine Schildkröte. Ich war völlig aus dem Häuschen. Sowas hatte ich noch nicht gesehen. Die Wildgänse schlugen sich den Magen auf dem benachbarten Acker voll.Die Nebelkrähen schauten, ob es was Essbares gab. Wir mussten uns dann doch noch mit Autan einsprühen...Wir bekamen Besuch von einer rumänischen Familie. Es wurde ein fröhlicher Abend mit interessanten Gesprächen. Es interessiert mich nicht, was in den Nachrichten erzählt wird, aber es interessiert mich sehr, was die Leute selbst zu erzählen haben. Der Mann stammte aus Moldawien. Sie hatten zu Hause auch einen Hund. Die Frau zeigte uns erfreut ein paar Fotos. Die Einmischung Rumäniens und Deutschlands in den Krieg der Ukraine mit Russland fand er genauso falsch, wie wir. Er erzählte von der Auswanderung vieler Menschen in Moldawien. Seine Schwester lebt schon viele Jahre in Dortmund und arbeitet in der Pflege. Er selbst war bei Hertz beschäftigt. Die Tochter war sehr gut erzogen, das ist bei uns ja eher selten geworden. In der Ferne heulten Schakale. Er erzählte, daß sie schon bis zu seinem Zelt gekommen seien, sich aber einfach verscheuchen ließen. Wir sollten uns nicht fürchten. Das war niedlich, denn es gibt nur noch wenige Dinge, vor denen ich Angst habe. Ich bin dankbar für jeden einzelnen Tag. Am liebsten würde ich immer so weiter fahren, aber mein Chauffeur hat erstmal genug. Dafür sind ja die Puffertage gedacht.
Die Sonne ging über dem Delta auf-traumhafter kann ein Tag nicht beginnen. Ein Pelikan schwamm vorbei, und die Ringelnatter zog auch schon ihre Bahnen. Der See war spiegelglatt.Das einzig nervige waren mal wieder die Mücken. Ich kochte erstmal Kaffee und Tee, und wusch mich. Wir verabschiedeten uns von der netten Familie und sie gaben uns einen Standort am Meer ein, der wohl auch mit Hunden toll ist. 125km und 2 Stunden machten mich inzwischen nicht mehr stutzig. Die Straße führte durch die kleinen Dörfer im Delta. Überall wurden die Felder beregnet, so wie früher auch bei uns. Wir fuhren durch einen dichten Wald, in dem es irgendwie lecker roch. Wahrscheinlich waren es die Akazienblüten, aber im Moment roch wahrscheinlich alles besser, als wir. Es folgten wieder unendliche Weiten mit Feldern und Seen. Zwischendurch hörte die Straße einfach auf-Schilder werden auch überbewertet...
Die letzten 4km bis zum Meer waren dann sehr abenteuerlich. Ich erinnerte meinen Fahrer nochmal daran, daß wir kein Allradauto haben. Das merkten wir dann auch recht schnell, denn wir hatten uns im Sand festgefahren. Das war kein Problem, denn von überall kamen Männer um zu helfen. Sie buddelten das Vorderrad aus, und schoben uns aus dem Schlamassel. Einer von ihnen sprach sehr gut deutsch. Er hatte 5 Jahre in der Nähe von Stuttgart gelebt. Er erzählte von seiner Zeit in Deutschland, und daß er wegen seines Sohnes zurück in die Heimat kam. Wir bedankten uns für die Hilfe und gingen auf Wassersuche. Dabei fand ich 50LEU. Das waren umgerechnet immerhin 10,-€, und ich freute mich. Wasser-Fehlanzeige...Ich war ein bisschen enttäuscht, denn auf ne Dusche hatte ich mich schon gefreut. Gut, dann geht es halt ins Meer. Wir fuhren in eine große Stadt die wirkte, als hätte man sie da einfach hingestellt. Wir kauften 6 Kanister Wasser, Brötchen und Würstchen und fuhren zurück. Für den Stellplatz am Meer zahlten wir 6,-€-das war völlig o.k.
Der Strand war herrlich leer, ich entdeckte eine neue Sammelleidenschaft, denn alles war voller schöner Muscheln(die sind auch nicht so schwer)und die Anzahl streunender Hunde hielt sich hier in Grenzen. Ich fragte mich die ganze Zeit, wo sie Wasser finden. Ich beobachtete 2 von ihnen am Strand. Sie tranken aus dem Meer. Wieder musste ich sehr schlucken, um gegen die Tränen anzukämpfen. Das salzige Wasser...Dann trotteten sie weiter. Wir nahmen ein Bad, und ich fühlte mich wohler, aber die Gedanken an diese armen Geschöpfe kreisten weiter in meinem Kopf...