13.Etappe Keszthely

So ein Tag mit sonnen-baden-sonnen geht mal, aber 2 Wochen lang wäre mir das echt zu langweilig. Wenn bei den abendlichen Gesprächen die Themen Krieg, Corona und Klima auf den Tisch kamen, bevorzugte ich es mittlerweile, mich zurück zu halten. Ich hatte es aufgegeben, meine Standpunkte zu erklären. Ich vergleiche das gerne mit den sinnlosen Diskussionen über "Kampfhunde", denn wenn jemand fest an das glaubt, was die Medien einstimmig verbreiten, ist es pure Energieverschwendung, darüber zu reden. Nur beim Thema "Tötung der Strassenhunde" erhob ich kurz meine Stimme. Es sind Lebewesen, wie wir-niemand hat das Recht sie umzubringen, nur weil es zu viele sind. Bei uns Menschen macht das ja auch niemand-oder vielleicht doch?
Hinweg, ihr negativen Gedanken! Der Himmel zog sich zu, und ich hoffte auf ein klärendes Gewitter mit etwas Abkühlung. Ich weiß nicht, wie oft ich schwimmen war, auf jeden Fall war es 1x zuviel, denn mein Rücken feuerte. Die dunklen Wolken zogen weiter, und das war gut so. Auf dem Steg gegenüber machte ein Brautpaar gerade Hochzeitsfotos, und ich wünschte ihnen dafür den traumhaften Sonnenuntergang von gestern. Mein Wunsch wurde erhört, nur das Brautpaar war verschwunden. Die Schwalben flogen über den See und schnappten sich die Mücken, bevor es die vielen Fische taten. Uns konnte das nur recht sein. Die Blesshuhnmama schwamm geduldig mit ihren beiden winzigen Küken hin und her. Eine Entenfamilie schaute kurz am Ufer nach, ob jemand was fallen gelassen hatte. Ähnlich machten das die Spatzen in der Wiese. Während die anderen schon wieder redeten, genoss ich die Stille des Sees. Ich muss das ganze Jahr über freundlich sein und mit vielen fremden Menschen reden, da genieße ich das hier ganz besonders-egal, wofür sie mich halten. Ein Pärchen mit halleschem Kennzeichen reiste an. Allerdings wohnten und arbeiteten sie schon seit mehreren Jahren in Montenegro. Es ist schon spannend, was man unterwegs so für Leute trifft-noch interessanter sind die Geschichten dahinter. Da ist zum Beispiel der Mann mit dem kaputten Bein, von dem ich dachte, er gehört zum Platz. Aber auch er ist mit dem Rad unterwegs, und nun hier hängen geblieben. Er spricht nicht, lächelt aber immer. Wir warteten auf das Abendessen und der Platzwart verlangte, dass auch ich den Fisch probiere. Vorsichtshalber hatte ich vorher ein paar Tomatenbrote gegessen. Na gut, vielleicht auch weil es mittlerweile um 10 war, und ich einfach Hunger hatte. Thorsten schien es zu schmecken, und ich roch den Fisch nur, und es war vorbei. Ein junger Mann stellte sich uns als Sohn des Platzwartes vor. Er war genau so stolz, wie sein Papa und bedankte sich für meine positive Bewertung. Der Abend wurde ganz lustig, was vielleicht auch am Selbstgebrannten, der Knobiorgie und dem leckeren selbstgemachten Feta gelegen haben kann. Als der junge Mann aus meiner früheren Heimat ins Bett ging, blödelten wir rum, den er sagte: "Ich mache mer ins Neste!" Ich antwortete:" Ja,mache der ins Neste, Schecks." Er:"Is jut,Meine!" Das tat echt gut. Morgens sah ich aus dem Zelt auf den See-so könnte ich jeden Tag aufwachen, aber für uns ging es weiter Richtung Ungarn. Ich legte unsere restlichen Leu als Dankeschön aufs Bett. Die Grenze zu Ungarn war nicht sehr weit, und ich hoffte, daß wir dieses Mal einfach durchkommen. Die Lkw-Schlange war wieder mehrere Kilometer lang. So einen Job muss man echt lieben. Durch die wartenden Autos schlängelten sich Händler, aber für weitere Mitbringsel hatten wir keinen Platz. 2 Raben vertrieben uns die Wartezeit.Sie schlenderten gemeinsam durch die Reihen wartender Autos auf der Suche nach Futter. Wir synchronisierten sie- ich glaube, die Wärme richtet manchmal ganz schön Schaden im Oberstübchen an. Als sie bei uns vorbeikamen, fiel mir ein Sesamcracker aus dem Fenster...Das ist an den "Fahrtagen" unser Frühstück: Kaffee,Tee und was zu knabbern-gesunde Ernährung ist uns sehr wichtig...Hier an den Tankstellen gibt es leider keine belegten Brötchen oder ähnliches...Ich brauche dringend einen neuen Pass, denn an jeder Grenze schauen die Beamten ungläubig auf das Foto, und dann in mein Gesicht. Ja, vor 9 Jahren hatte ich noch schwarze, lange Haare und keine Brille...
Nach einer reichlichen Stunde waren wir durch. Mitten auf der Autobahn stellte sich die Zeit wieder um 1 Stunde zurück, und der Tacho zeigte 4000 km seit unserer Abfahrt.
In rund 400km wartete schon unser nächstes Abenteuer. Wir fuhren vorbei an Budapest, über die Donau. Hier wurde ich unnötiges Geografiewissen los: Die Donau teilt die Stadt in Buda und Pest. Thorsten konnte sich nicht mehr daran erinnern. Er fand es heute entspannt, da die Strecke fast ausschließlich Autobahn umfasste. Wir sahen den Balaton, und landeten in den Weinbergen. Der Besitzer des Platzes war Deutscher, und fragte gleich, ob wir auf Haussuche sind. Die meisten Leute, die herkommen, wollen auswandern. Der Tourismus hat zu knabbern, da wegen Orban viele Deutsche nicht mehr kommen... Er gab uns jede Menge Ausflugstips, und liess uns erstmal ankommen. Ich dachte mir nur: "Endlich normale Leute!".
Wir fuhren nochmal was einkaufen, denn das Restaurant gab es auch nicht mehr.