Gewitter

Nachdem der August mit Herbstwetter startete, wurde es doch nochmal warm. Abends warnte die Allianz per SMS vor starken Unwettern, da ging es auch schon los. Blitze zuckten überall-schaurigschön. Ich stand auf, ging zum Fenster und fotografierte. Die Bilder wurden traumhaft schön, und erst bei der Bearbeitung bemerkte ich das Wolkenherz direkt über der Brücke. Wie oft übersah ich wohl ein Zeichen? Ich konnte sowieso nicht schlafen, also setzte ich mich auf die Terrasse und beobachtete das Spektakel. Der Platzregen war herrlich erfrischend, denn die schwüle Luft war geblieben. Als Kinder mussten wir bei Gewitter mit Omi immer in den Keller. Sie hatte eine Tasche mit allen wichtigen Dokumenten dabei, und wir beteten, daß es schnell und schadlos vorüberzieht. Bei ihr kam diese Angst sicher noch aus Kriegszeiten, wenn sie bei Bombenalarm in den Luftschutzkeller mussten. Besondere Angst hatte sie vor Kugelblitzen:" Voraussetzung für das Entstehen eines Kugelblitzes ist ein Gewitter und ein Blitzeinschlag in den Erboden. Dabei werden kleinste Teilchen, auch Nanoteilchen genannt, von Silizium, Eisen und Kalzium freigesetzt. Diese verbinden sich in der Luft zu einem feinen kugelförmigen Gespinst."
Hätte ich damals schon gewusst, was für ein seltenes Phänomen das ist, hätte ich die Feuerkugel in unserem Garten viel bewusster wahrgenommen. In die Stromleitungen schlug der Blitz damals oft ein, der Strom fiel aus, und wir saßen bei Kerzenlicht an Omis Herd und hörten ihren Geschichten zu. Das Leben ging einfach weiter, denn niemand drehte durch, weil die Energieversorgung mal für ein paar Stunden oder Tage nicht gewährleistet war. Umso erstaunlicher finde ich es, daß wir uns in der heutigen Zeit so abhängig vom Strom machen...Aber ich bin halt nur ne dumme, kleine Krankenschwester...
Da wir zum Glück nie einen Krieg miterleben mussten, und ich nicht mehr bete, kann ich diese Naturgewalten einfach nur genießen.