Kontraste

Draußen war es echt kalt, also machten wir es uns drinnen gemütlich. Ich telefonierte mit meinem Vati, der mit seiner Freundin im Spreewald war, schrieb mit unserer Tochter und ein paar Freunden, dann schnappte ich mir mein Buch. Das ist einfach zu schön-keine Verpflichtungen, einfach machen, worauf man gerade Lust hat...Und so ging es auch am heutigen Tag weiter. Wir schliefen bis 10, frühstückten und Thorsten hatte Appetit auf Schaschlyk. Ich schlug vor, das Kloster Sankt Marienthal zu besuchen. Wir hatten schon jede Menge Kirchen, Schlösser und Burgen besucht, aber ein Kloster war noch nicht dabei. Und ich finde ja immer, man muß alles mal gesehen haben. Anschließend könnten wir nach Polen fahren, den Tagebau bestaunen und er bekäme sein Schaschlyk. Der Plan stand...
Unterwegs alberten wir herum, daß ich meinen Mann ja dalassen könnte, er wäre dann Pater Thorsten der Gemütliche. Ich brauche ja nicht viel  um glücklich zu sein, aber mir würde bei dieser Lebensweise etwas sehr fehlen...Die Gebäude waren alle top in Schuß. Es war so ein friedlicher Ort-mit Klostergarten, Weinberg...Eine Nonne ging gerade mit einem Schäferhund Gassi-was für Kontraste. Das Kloster befand sich direkt an der Neiße, und somit an der Grenze zu Polen. Diese überfuhren wir dann. Leere Häuser fand man immer wieder auf beiden Seiten...
Der Tagebau glich einem Hochsicherheitstrakt. Als wir anhielten, um einen Blick hineinzuwerfen, wurden wir verscheucht. Dabei sehen wir ja nun wirklich nicht aus wie Terroristen oder Aktivisten...Also fuhren wir weiter direkt auf das große Kohlekraftwerk zu. Noch immer waren wir auf der Suche nach einem Imbiss, aber nix Schaschlyk...Dafür hatte der Werksschutz aufgehört uns zu verfolgen...Wieder zurück fuhren wir zum Berzdorfer See, einem ehemaligen Tagebau. Diese Gebiete wirken immer noch sehr steril, aber an einer kleinen Strandbar war es dann doch gemütlich. Ich fand sogar ein paar Steine-fast wie an der Ostsee. Die verrückte Edda nahm ein Bad. Zurück ging es dann wieder durch die bezaubernden Dörfer, an deren Ortseingangsschildern noch immer die Gummistiefel als Zeichen der Bauernproteste hingen. Die Landwirte haben um diese Zeit leider ausreichend zu tun, also kann man in Berlin weiter Blödsinn aushecken...Da ich mich ja nicht mehr aufregen will, freute ich mich lieber über die Alleen, die hier von Obstbäumen gebildet werden...