Nasse Steine

Den Abend verbrachten wir wieder gemütlich im Wohnwagen. Da ich Buch Nummer 1 gelesen hatte, quälte ich mich wortwörtlich wieder durch "Die Edda". Das mit den Göttersagen hatte ich mir irgendwie spannender vorgestellt. Ich konnte mir weder die Namen der Helden, noch die Orte der Handlungen merken, geschweige denn aussprechen. Aber bei sowas gebe ich nicht auf. Auch wenn es manchmal ewig dauert, ein Buch, was ich angefangen habe, wird auch zu Ende gelesen. So, wie ich Bücher, die ich gelesen habe, nicht weggeben kann...Jeder hat halt seinen Fetisch...
Zwischendurch ging ich duschen. Der Weg macht bei 6 Grad Außentemperatur nicht wirklich Spaß, aber wat muss, dat muss...
In der Schule habe ich Bücher, die mir vorgeschrieben wurden einfach quer gelesen und dann einen Aufsatz verfasst. Ohne anzugeben, aber das konnte ich gut, denn meist bekam ich eine 1 dafür, aber bei diesem Buch kam man auch so nicht weiter. Ich machte eine Pause und bestellte inzwischen Bücher für den nächsten Urlaub...
Wir unterhielten uns über die junge Frau des Zeltplatzbetreibers, denn ein Wohnmobil mit Kennzeichen ihrer Heimat stand mit auf dem Platz. Als Zugezogene mit 2 Kindern war es sicher nicht einfach, obwohl die Sachsen ja ein freundliches Volk sind...Ich erinnerte mich an die blöden Tratschen in unserem Dorf, die sich erst über meine Omi und später über uns das Maul zerfetzten. Noch immer ärgert es mich, daß ich damals nicht den Mut hatte, ihnen die Meinung zu sagen, aber es brachte mich immerhin dazu, nie wieder in ein Dorf ziehen zu wollen. Jeder sollte vor seiner eigenen Tür kehren...
Falls das noch einer von Euch liest: Meine Omi hat gerne für alle eingekauft, und wir trauern bis heute um unsere Mutti, ohne dafür schwarz tragen zu müssen!
Der Morgen begann mit typischem Aprilwetter. Heute wollten wir die Kelchsteine anschauen. Wieder so ein Märchenwald, von dem man glaubt, jeden Moment schaut irgendwo ein Troll um die Ecke. Die Steine sahen aus, als hätte sie jemand aus Felsen gemeißelt. Einfach schön...Auf dem Höhenweg entdeckten wir weitere Felsgebilde, dann begann es zu regnen. Mit dem Auto drehten wir eine Runde durch Tschechien, dann wieder Polen, und Zack waren wir wieder in Oybin, wo wir endlich auch die Schmalspurbahn sahen. Wir beschlossen, uns bei dem Mistwetter was Gutes zu tun und kehrten in die Rübezahlbaude ein. Diese war gleichzeitig ein Hotel. Das Essen war super lecker, das Personal sehr freundlich und die Gäste-naja, wie das in einem Hotel halt so ist...Den Nachmittag verbrachten wir mal wieder drinnen, aber da es bei uns zu Hause schneite, waren wir hier noch gut bedient...