Walpurgisnacht

Nach der Arbeit begann ich den Rasen zu mähen. Einerseits nervt mich das, andererseits hat das was meditatives. Im vorderen Teil sind wenigstens Abschnitte, aber hinten ist es echt langweilig, also teilte ich die Fläche in immer kleiner werdende Quadrate ein. Als ich mit dem Kopf am Kirschbaum hängen blieb, dachte ich an meinen lieben Opi. Als ich das Fleck auf seiner Glatze als Hauttumor identifizierte, behauptete er einfach, es sei nur ein Kratzer vom Kirschbaum.  Immerhin wurde er mit dieser Lebenseinstellung 93 Jahre alt...Blümchen verschonte ich, denn jede einzelne verbinde ich immer mit bestimmten Menschen: Rosen mit unserem Sohn, Lupinen mit meinen Großeltern (sie hatten sie als Stauden auf dem Beet), Waldmeister mit meinem Opi, Nelken mit meiner Mutti, Stiefmütterchen mit meiner Schwester (Wir versuchten sie immer in kleinen Sträußen zu verkaufen, nachdem wir sie im Garten gepflückt hatten), Sonnenblumen liebe ich u.s.w.
Nachdem der Rasen wieder größtenteils unter Kontrolle war, kamen wir zum gemütlichen Teil. Eigentlich fuhren wir immer nach Zella-Mehlis zur Walpurgisnacht. Es gab ein großes Feuer, mittelalterliche Livebands und Bier. Nun ist es ein "Mart Gezwärwel" und somit nicht mehr das Gleiche...
In der dieser Nacht wird der Winter vertrieben. Der Brauch geht auf heidnische Frühlingsfeste zurück. Überall gibt es mystische Feuer. Die Flammen sollen dabei eine reinigende Wirkung haben und Krankheiten fernhalten.
Also hatte die neue Erfindung der Tourismusindustrie nicht mehr viel mit unserer Tradition zu tun.
Wir machten ein eigenes Walpurgisfeuer, und schickten Mäxchen auch wieder etwas..