Den Nachmittag verbrachten wir wieder getrennt. Ich wanderte zur Bucht, und war zum Glück wieder alleine. Wenn sich Menschen nähern, laufe ich immer ein bisschen
schneller. Das ist mir nervig...Thorsten holte mich mit Edda ab, dann genossen wir die Sonne. Uns stand ein Partywochenende bevor, ob wir wollten oder nicht, denn gegenüber hatte eine Gruppe
junger Leute die Zelte aufgeschlagen und war bereits am vorglühen. Naja, wenigstens hörten sie gescheite Musik.
Ich versuchte meine Pusteblumenfrisur in den Griff zu bekommen, dann ging es zum Italiener.
Das Essen war sehr lecker, aber es hatten sich 2 Kinder zur Animation auf der Bounty eingefunden, und das Rasterzopfmädchen gab alles, um es mehr werden zu lassen.
Eigentlich war das auch praktisch, denn am Nachbartisch ging es lautstark über das Thema Fußball. Wir waren geneigt denen Nachtisch zu bestellen, damit endlich mal Ruhe war. Wir liefen zurück zum
Stellplatz. Unterwegs richtete ein Mann die Sat-Schüssel aus. Da wurde nichts dem Zufall überlassen, denn über Walkie-Talkie instruierte ihn die Gattin. Nicht, daß man sich am Abend noch
unterhalten muss...Ich fragte mich, wie wir das über die Jahrzehnte ohne Fernseher ausgehalten haben...
Wir setzten uns raus und tranken Gin-Tonic, da flog der Schwarm Kormorane wieder heimwärts. Etwas später kam der Conny-Kormoran, der sich mal wieder verflogen
hatte...Damit kann keine Comedyshow mithalten.
Thorsten beobachtete immer wieder die jungen Leute, grinste und meinte, wir waren ja auch mal jung. Was er damit meinte, wusste ich nicht, denn ich fühlte mich nicht
alt...Irgendwann baue ich ihm wirklich noch ein fahrbares Fensterbrett, denn die Gene hat er von seiner Mutter. Sie beobachtete mit ihrer blauen Kittelschürze vom Fenster aus auch immer, was sich
ringsherum tat. Das ist einer der Unterschiede-mich interessiert das überhaupt nicht. Ich fand das Getratsche der alten Weiber im Dorf als Kind schon unmöglich...Als sie sich nach Sonnenuntergang
mit Handtüchern bewaffnet Richtung Strand begaben, kam in mir allerdings die Krankenschwester heraus. Thorsten schlug vor, ihnen mit Fernrohr und Trillerpfeife zu folgen. Als wir jung waren,
haben wir das ja auch gemacht, aber im Alter wird man halt ängstlicher...
Morgens weckte uns die Sonne, die jungen Leute waren zum Glück vollzählig wieder da. Da für morgen 94% Regen angesagt waren, beschlossen wir nochmal zu dem einsamen
Strand zu fahren. Vielleicht könnte ich ja auch mal rein...Es kostete Überwindung, denn die Wassertemperatur betrug nur 15 Grad, aber schlimmer waren die vielen Quallen. Die mag ich wirklich
nicht. Zur Belohnung fand ich einen Seeigel-stark verwittert, aber ich war überglücklich. Nichts hätte meine Laune trüben können, bis wir zurück auf den Platz kamen, denn der war zum Wochenende
wieder voll-uns gegenüber waren jetzt jede Menge Zelte mit Deutschlandfahnen und dazugehöriger Ballermannmucke...Oder, wie ich es gerne nenne: Lieder, die die Welt nicht braucht...Stimmt-dieser
Fußballscheiß geht ja wieder los...Ich machte den Salat für unseren Grillabend, und setzte mich noch ein bißchen in die Sonne...