Vergangene Zeiten...

Die Sonne weckte uns, und nach dem Frühstück überlegten wir, was wir unternehmen wollen. Gegenüber waren jetzt Holländer mit einem Wohnwagen und einem großen Vorzelt. Irgendwie sieht man sie nie, wie sie soetwas aufbauen. Es steht plötzlich da...Das sind halt die Ur-Camper...
Wir beschlossen das Schloss Bothmer und den dazugehörigen Park zu besuchen.
Und das lohnte sich, denn beides war sehenswert. Während Thorsten mit Edda auf einer Bank wartete, sah ich mir das Innere in Rekordzeit an-so stellten es zumindest die beiden Securitymänner erstaunt fest. Gut, zum lesen der vielen erklärenden Tafeln hatte ich natürlich keine Zeit, aber da ich ohnehin vergesse, was da wohl in welchem Jahr vor sich ging, war das für mich auch nicht so wichtig. Als ich zurück kam, saß sie wie selbstverständlich neben ihrem Herrchen auf! der Bank, während ein netter Herr ihr sogar eine Schüssel Wasser gebracht hatte..
Und so trug es sich zu, daß wir hier nicht nur wunderbar spazieren konnten, sondern auch jede Menge Lindenblüten darauf warteten, von mir gepflückt zu werden...
Und ebenso wartete das Steinzeitdorf Kussow darauf, von uns besucht zu werden, denn wir waren auch die Einzigen dort, was schade war, denn es war durchaus sehenswert. Beim Bogenschießen zum Beispiel, erwachte das Kind in Thorsten wieder, und die anwesenden Tiere freuten sich über seine Streicheleinheiten. Den Kräutergarten und die alten Getreidesorten fand ich spannend. Auf dem Rückweg hielten wir an der gemütlichen Fischgaststätte, die aber noch keine warme Küche hatte. Vorsichtshalber reservierten wir für den nächsten Tag einen Tisch. Ich nahm in dem kleinen Laden noch ein paar Brötchen mit...
Ich zog los, um Kräuter und Gräser für den Sonnenwendkranz zu sammeln, und während der einsetzende Regen die Menschen nach Hause trieb, waren es bei mir eher die Mücken, die zum Abendessen gerufen und mich als Hauptgang auserwählt hatten...
Also machte ich uns ein paar Minutenterrinen. Thorsten machte ein Verdauungsschläfchen, und da der Regen anhielt, holte ich Gräser und Kräuter einfach rein, und begann. In Ermangelung von Draht hatte ich eine Garnrolle gefunden, und Mundtücher. Ich hätte nie gedacht, daß ich mich über die mal freuen würde, aber die Gummischlaufen eigneten sich hervorragend als Aufhängung für meinen Kranz. Erst band ich die Gräser immer ein Stück versetzt, dann bog ich sie vorsichtig herum, und schließlich kamen-so will es der Brauch-die 7 verschiedenen Kräuter darauf. Die 7 verschiedenen Blüten kommen natürlich erst am Donnerstag dazu, aber sicherheitshalber band ich schonmal einen Hühnergott mit daran. Als ich fertig war, war ich sehr zufrieden mit meinem Werk...
Ich schnappte mir mein Buch,und las noch ein bisschen. Hin und wieder setzte ich mich unter die Klappe vom Kofferraum, denn die Markise hatten wir eingeholt, da ja ein Unwetter drohte...Das hätten wir uns wohl sparen können, denn es war windstill und es regnete gemächlich vor sich hin. Das Meer war genauso grau, wie der Himmel darüber, allerdings in einem etwas dunkleren Ton. Ich zehrte von den tollen Bildern des Vorabends. Als ich mir ein Gläschen Merlot eingoss, dachte ich an meine Freundin: Wir waren damals mit unserer verrückten Truppe bei einem noblen Italiener. Mit der Weinkarte war ich sichtlich überfordert und mir gegenüber saß jemand, der so tat, als hätte er Ahnung. Als ich Merlot bestellte, sagte sie aufmunternd:" Das ist eine sehr gute Wahl-Merlot geht immer!" Und ich war erleichtert...Ehrlich gesagt, fühle ich mich in ganz normalen Kneipen auch deutlich wohler, denn dieser ganze Schickie-Mickie-Kram ist mir suspekt, abgesehen davon, daß ich weder irgendwelche Muscheln ausschlabbern will, noch einen Faible für diesen für mich sehr sauren Champagner entwickeln kann...Ein trockener Rotwein oder ein dunkles Bier, dazu ein Schnitzel-als Krönung"au four"-oder, wie meine beste männliche Freundin sagt:Fleisch mit Fleisch-das ist für mich Genuss...Morgens hatte der Regen aufgehört und die Sonne schien...