Leben Aus Koffern...

Na gut, bei mir war es nur eine Reisetasche, aber trotzdem bezog ich immer wieder neue Unterkünfte. Manche Leute müssen das ja beruflich ihr Leben lang so machen, das wäre nichts für mich, aber so war es mal etwas anderes. Andererseits könnte ich natürlich zur Hoteltesterin umschulen, was dann wiederum meiner unbändigen Reiselust sehr zuträglich wäre. Ich hatte ein paar Tage frei und nutzte sie, um endlich mal wieder Zeit mit Freunden zu verbringen und die alte Heimat zu besuchen. Nach der Arbeit ging es erstmal Richtung Merseburg. Dort wartete meine Bratwurst in Hotel Nummer 1 auf mich. Fast ein Jahr hatten wir uns nicht mehr gesehen, trotzdem ist es jedes Mal so, als hätten wir am Vortag noch zusammen Kaffee getrunken.
Und das taten wir dannauch erstmal, bevor wir ins Hotel eincheckten. Wir hatten ein Zimmerupgrade erhalten und nahmen es dankend an. Wir 2 verrückten Hühner waren für alle lustig...Ich hatte Merseburg immer sehr grau in Erinnerung, aber es war ein wirklich hübsches Städtchen. Die Sage um den Merseburger Raben kannte ich nicht. Die beiden eingesperrten Wesen taten mir leid-so kluge Tiere, aber es kam noch schlimmer. Ein Mauersegler lag auf dem Gehweg, Wespen attackierten ihn. Wir nahmen ihn hoch, und brachten ihn zum Brunnen, er trank, inzwischen versuchte ich einen Tierarzt zu erreichen, doch er verstarb. Wir verbuddelten ihn zwischen den Rosen vor dem Dom und waren traurig. Wir liefen weiter bis zu einem indischen Restaurant. Solange ich keine merkwürdigen Tiere essen muss, bin ich sehr experimentierfreudig. Und das lohnte sich, denn es war war sehr sehr lecker. Wir spazierten durch den Schloßpark, wo die Grillen musizierten, schauten auf die Saale und nahmen noch einen Absacker im Biergarten.
Morgens wartete ein leckeres Frühstück auf uns. Wir bummelten ein bisschen durch die Stadt, und kamen zum Gotthardtsteich.
Ich erinnerte mich an die langen Straßenbahnfahrten, die Butterbrote, den Pavillon und das Restaurantschiff.Das fand ich nur auf einer alten Postkarte wieder. Während wir uns auf einer Bank über diese Zeit unterhielten, ging plötzlich die Fontäne im See an. Da wir gleich ticken, wußten wir, daß Omi und Opi auch gerade mit da waren.
In einem kleinen Café nahmen wir Abschied. Es war so eine schöne Zeit.
Ich fuhr weiter nach Diemitz. Ein kurzes Schwätzchen mit meinem Cousin, dann checkte ich in mein neues Hotel ein. Ein schönes großes und sauberes Zimmer und das Bad hatte wieder eine Wanne...Ich verschnaufte kurz, bevor ich mich wieder in den Großstadtverkehr begab. Das mochte ich überhaupt nicht, aber ich musste Richtung Planetarium, wo mich meine Schwester erwartete. Ich war eine Stunde zu früh, und erkundete die Gegend. In der Saline war ich früher oft,aber das alte Gasometer kannte ich nicht. Auch die Umgebung war zu einem großen Park, umrahmt von Armen der Saale umgestaltet worden. Eine Oase mitten in der hektischen Großstadt. Das kleine Café entpuppte sich allerdings als Altenheim, und ich lief weiter. Meine Schwester kam pünktlich und zusammen gings ins Planetarium. Es kam mir kleiner vor,als das alte, in welchem wir als Kinder waren, aber vielleicht täuschte es auch, weil einem als Kind alles größer erscheint. Die Ausführungen zum Halleschen Nachthimmel und zur Sonne waren sehr interessant, der projizierte Himmel traumhaft schön. Sogar die in den kommenden Nächten fallenden Perseiden huschten vorbei. Egal, wie gut das jemand auch erklärt-das mit der Unendlichkeit kann ich mir einfach nicht vorstellen. Wir brachten mein Auto nach Diemitz, was den Vorteil hatte, daß ich auch meine Cousine noch sah, dann ging es zurück in die Stadt. Wir saßen lange bei einem gemütlichen Italiener, dann ging es in mein Hotel. Nachmittags standen auf dem Parkplatz nur 3 Autos-jetzt war er voll. Das überraschte mich. Ich nahm eine Dusche, dann machte ich die Flimmerkiste an, und legte die Füße hoch. Für meine Verhältnisse hatte ich gut geschlafen. Mein Mann wünschte mir einen guten Morgen und vor allem einen Parkplatz. Er weiß irgendwie immer, wie er mich zum Lachen bringen kann.
Neuer Tag-neue Stadt, aber vorher ging es zum Frühstück. Allein ist das noch immer etwas seltsam, aber es ist im Urlaub nunmal die schönste Mahlzeit...
Glücklicherweise war es nicht voll, die Auswahl war super und die Kellner nett und flott. Ich checkte aus, und weiter ging es...
Ich kam super durch, und fuhr widerwillig ins Parkhaus. Durch das Getümmel des Einkaufsparks ging ich raus. Gegenüber führten ein paar Treppen zum Fluss-das war der richtige Ort, um auf meine Elke zu warten. Sie rief an, und ich lief zurück.
Wir trafen uns und hatten Glück, denn wir konnten eher mit der Stadtrundfahrt starten. Die lohnte sich, denn wir bekamen einen ersten Überblick über die Stadt, die ich nicht mehr so groß in Erinnerung hatte, erfuhren jede Menge Anekdoten um diesen geschichtsträchtigen Ort, bekamen einen kleinen Russischauffrischungskurs...Das war ein super Auftakt für unseren Ausflug. Wir beschlossen erstmal unsere Unterkunft aufzusuchen, und die war auch sehr schön. Dann versuchten wir, die Autos loszuwerden, aber das war nicht so einfach. Eins bekamen wir im Parkhaus unter, Heinz musste wieder mit zurück. Er wurde regelmäßig über die Parkuhr gefüttert... Weiter ging es zur Havel, wo wir einen Italiener direkt am Wasser gefunden hatten. Wir aßen, tranken und erzählten und ließen den Abend auf dem Balkon ausklingen. Morgens brachten wir auch Heinz ins Parkhaus. Frühstück gab es in der Stadt. Da wir beizeiten aufgestanden waren, hatten wir diese fast für uns allein. Wir machten uns auf den Weg zur "Alexandrowka"- einer traumhaften russischen Siedlung mit kleinen Holzhäusern, von denen man jeden Moment erwartete, daß Babajaga zum Fenster raussah. In einem der Obstgärten gab es russisches Eis und im Haus ein kleines Museum. Eine herrliche Oase der Ruhe.
Nach den ersten 10 Kilometern Fußmarsch war eine Ruhephase im Appartement angesagt. Anschließend gab es lecker Essen beim Chinesen-kleine Stärkung vor der bevorstehenden Schlössernacht. Wir liefen los.
Der Park war riesig, trotzdem traf meine Freundin ihre Freunde, und wir hatten einen lustigen Austausch. Dann ging es weiter. Überall tolle Musiker, Leute in historischen Gewändern, echte Kunstwerke unter anderem von Rubens (für den wäre ich das perfekte Model gewesen ) und und und. Als abends alles beleuchtet wurde, war der Anblick unbeschreiblich. In der Orangerie spielte ein Quartett im Licht von hunderten Kerzen Musik von Hans Zimmer. Gänsehaut pur: Was Musik alles kann-man hatte die Filmfiguren direkt vor Augen.
Nach 25km an diesem Tag ließen wir ihn auf dem Balkon ausklingen.
Am nächsten Morgen war es Zeit zu packen. Und mit eben diesem Gepäck stiegen wir in den Bus. In der Stadt gab es nochmal ein Potsdamer Frühstück, dann hieß es endgültig:Auf Wiedersehen! Ich danke Euch allen 3en für die tollen Erlebnisse und vor allem für die gemeinsame Zeit! Das Leben aus Koffern ist erstmal wieder vorbei...