Da wir nun mehr Zwischenstopps machten, als geplant, hatten wir noch keinen anzusteuernden Platz, aber das ist das schöne an dieser Art der Entschleunigung-man lernt
wieder, Dinge auf sich zukommen zu lassen, ohne sich verrückt zu machen. Zwischendurch telefonierte ich mit unserer Tochter. Die Sehnsucht war zu groß...Nach dem Frühstück ging es weiter zum
Naturpark Hutovo blato. Dort sollte es jede Menge seltene Vogelarten geben.
Edda hatte Husten und wir waren unsicher, ob wir mit ihr nicht zum Tierarzt fahren sollten. Sie bekam Novalgin, Melone, und die Klimaanlage blieb aus. Abends ging es
ihr besser.
Wir verabschiedeten uns mit etwas Trinkgeld bei unseren Gastgebern, und bekamen Tomaten für die nächsten Wochen mit...
Die Neretva begleitete uns bis zum Naturschutzgebiet. Überall gab es große Weinbaugebiete, jede Menge Gewächshäuser, aber fast
genauso viel Müll, der hier überall einfach aus dem Autofenster in die traumhafte Landschaft fliegt. Da könnten diese Klimakleberkids ihre Zeit mal sinnvoll
mit aufräumen verbringen. Die angekündigten Bootstouren fanden wir auch beim 2.Anlauf nicht. Wir landeten immer irgendwo in der Pampa. Also begnügten wir uns mit einem Blick über den traumhaften
See, und fuhren über schöne Passstraßen weiter Richtung Neum an der Adria. Da Bosnien nur über 20km Meerabschnitt verfügt, war es entsprechend voll. Den Campingplatz gab es nicht, also fuhren wir
weiter. Wer so typische zugebaute Touristenorte mag, ist hier sicher richtig, aber für uns ist sowas nix...
An einem der Flüsse waren Ziegen-mitten im Nirgendwo, und Edda bekam eine Abkühlung.
Die Republik Srpska begrüßte uns mit einem großen Schild. Die Landschaft blieb gleich, nur bei den Ortsschildern waren die kyrillischen Namen jetzt oben, und die
anderen darunter waren übersprüht...
Wir bekamen ein paar Mal Lichthupe. Das warnte vor Polizeikontrollen.
An den Unglücksstellen entlang der Straßen befanden sich immer Tafeln mit einem Foto des Verstorbenen und Blumen. Die Temperatur sank endlich von 32 auf 28
Grad.
Der 1.Platz war sehr gemütlich, aber ich fand keinen Platzwart. Ich fragte einen Mann auf englisch, da fragte er,ob ich ein Problem mit russisch hätte. Ich erklärte
ihm auf englisch, daß wir das in der Schule gelernt hatten, ich es aber nie wieder gesprochen habe. Er meinte erbost, wir sollen weiterfahren. Das taten wir auch, obwohl wir so gar kein Problem
mit Russland haben.
Der 2.Platz war nicht besonders gemütlich. Ich zahlte 100,-€ für 5 Nächte, bekam sie aber zurück, als ich erklärte, daß wir weiter fahren. Auf einem der Berge brannte
es, und 2 Löschhubschrauber waren unermüdlich im Einsatz. In einem kleinen Dorfladen kauften wir bei einer ganz netten Frau wieder Wasser,Wurst und Brot. Sie holte aus jeder Ecke ihres kleinen
"Tante Emma Ladens" etwas anderes. Wir bekamen gleich noch 2 Burek( Blätterteig mit Spinat und Käse gefüllt)-so hatten wir ein leckeres Mittagessen. Ich war versöhnt und gab Trinkgeld, über das
sie sich fast überschwänglich freute.
Es ging weiter zum Camp Maglic mitten in den Bergen. Hier wurden wir mehr als freundlich begrüßt, sogar auf deutsch, denn wie sich herausstellte, hatte das Paar
während des Krieges 5Jahre in Deutschland gelebt, und anschließend alles wieder aufgebaut.
Endlich konnte ich meine ersten Fragen loswerden:
Die Korruption im Land ist groß, es gibt 3 Präsidenten. Als alles noch Jugoslawien war, gab es Industrie...Das mit den Schildern hängt mit den Unruhen zusammen.
Wir befanden uns genau am richtigen Ort, den zum höchsten Berg Bosniens ging es einfach die Straße weiter bergauf. Der Peručicaregenwald befand sich auch dort, und das Tal der Helden war nur
wenige Kilometer entfernt.
Hinter dem Berg war Montenegro, und wenn ich das Taracanyon sehen dürfte, würde ich Thorsten einen Extraurlaub in diesem Land ersparen. Das klang gut für
ihn...