Trauer klopft nicht an...

…sie fragt nicht: „Hey, passt es gerade-oder soll ich später wiederkommen?“, sie kommt einfach immer wieder mit voller Wucht zurück.

Wir haben das ganze Wochenende aufgeräumt-hin und wieder kam die Sonne raus, und ich war dankbar für die „Gesellschaft“. Heute Nachmittag krabbelte ich nun in Mäxchens Ecke, um die beiden übrigen Hundeboxen irgendwie mit unterzubringen.

 

Ich begann zu sortieren, denn von all den Klamotten, Alben…hatten wir ihm immer wieder was geschickt...Dann fand ich die Briefe, die ich ihm heimlich in die Psychiatrie geschmuggelt hatte-für jeden Tag ein paar aufmunternde Worte. Wir hatten die Zeit dort pinibel durchgeplant, sodaß er keinen Tag allein war-die Zeilen waren für die Zeit gedacht, in der er dort allein war. Er hatte sie aufgehoben, und ich las sie noch einmal-auch die seiner Freunde. Und da schlug sie ein, wie ein Komet-diese tiefe Trauer. Ich war, wie gelähmt, und das Thema aufräumen hatte sich erledigt. Ich nahm sein Tagebuch, welches er mit 10 begonnen hatte. Da war noch alles in Ordnung-er hatte aufgelistet, welche Mädels gerade seine Freundin waren, was er gerne machte-skateboarden und Fußball spielen…Und da begann der Teufelskreis in meinem Kopf sich zu drehen-die immergleichen Fragen blockierten meinen Kopf, und als ich das „ Almanach“ mit meiner Widmung fand, welches er mit einem Sticker verziert hatte, kullerten die Tränen unkontrolliert. Ich hatte ihn gebeten, seinen Kindern später mal von meiner Mutti (um die es in einer Geschichte dieses Buches geht) zu erzählen...Was mir in diesem Moment mal wieder bewußt wurde, muß ich sicher nicht erklären…

 

Wie immer, wenn die Sehnsucht zu groß wird, sprühte ich ein bißchen „One Million“ auf meine Handgelenke, und konnte ihn so wenigstens riechen…

 

Ich verschwand in die Wanne, denn auch das hilft normalerweise, aber ich hatte auch eine Festplatte gefunden, und hoffte noch Fotos zu finden, also setzte ich mich ans Laptop, und stellte enttäuscht fest, daß es nur Musikdateien waren.

 

Und da sitze ich nun noch immer, und versuche die traurigen Gedanken durchs schreiben loszuwerden…