Hundeleben

Seit fast 4 Jahren lebt dieses verrückte Wesen nun schon bei uns und natürlich mit uns. Ich rede von Edda, die ich damals einfach nur Nummer 3 nennen wollte, weil ich glaube, daß Hunde sich ihre Namen mit ihrem Verhalten selbst erarbeiten. Und ja, das tut sie immer wieder aufs Neue, denn wenn ich sie verrückt nenne, ist das nicht nur so dahingesagt. Sie macht Yogaübungen, mag kein Fleisch-dafür Gemüse (da hilft es auch nicht, daß ich ihr erkläre, sie sei ein Carnivore), sie schläft länger als wir-vorzugsweise in unserem Bett (da ist mein Mann sehr weich geworden), schwimmt am Meer wie eine Robbe, während sie bei Regen ganz schnell zurück ins Haus will, bewacht uns auch vor unseren Gästen, beherrscht den Hundeblick perfekt und baut, wenn sie mal wieder scheinschwanger ist, aus allem (auch aus Teilen unserer Couch) ein Nest…

 

Seit die Weihnachtsdeko steht, hat sie sich einen Wichtel auserkoren, den sie nicht zerstört, sondern mit auf die Couch nimmt. Wir vermuten, sie zieht ihn als Welpen groß, und pünktlich zu Weihnachten haben wir hier einen Nikolaus in Originalgröße…

 

Als sie zu uns kam, war ich fest davon überzeugt, daß sie uns geschickt wurde, um uns von unserer Trauer abzulenken, und irgendwie funktioniert das ja auch, denn Wut, Verwunderung, Freude…lenken ja auch ab…

 

Wenn ich mich mal wieder fühle, als sei ein LKW über meine Seele gerollt, schaut sie mir mit ihren dunklen Augen ganz tief in eben diese, kuschelt sich wortlos an mich, und sorgt so dafür, daß es mir augenblicklich besser geht...So, wie nach dem heutigen Tag. Ihr kennt sicher Tage, an denen man sich wünscht, sie mögen ganz schnell vergehen, obwohl das ja auch irgendwie falsch ist, denn damit verschwendet man Lebenszeit-egal, Ihr wißt sicher, was ich meine.

 

Das Schicksal meiner Patienten berührt mich auch nach vielen Jahrzehnten noch, aber heute waren 2 persönliche, sehr traurige Sachen dabei, die ich nicht einfach beiseite schieben konnte. Hinzu kam die Suchanzeige einer vermissten Frau, die mein Mann kannte. Ich dachte sofort an Max, und war dankbar, daß ich ihn finden durfte…Wie geht es der Familie, wenn sie nicht wieder auftaucht? Dazu kam das typische dunkelgraue Novemberwetter, gespickt mit ein paar egoistischen A…, und fertig war der perfekte Sch…tag. Ich stellte mal wieder fest, daß ich manchmal auch gerne dumm wäre: Sachen nicht wahrnehmen, nicht hinterfragen, einfach in den Tag leben, ein bißchen dummes Zeug labern und lachen-zack-glücklich?!

 

Aber so bin ich eben nicht, und so bin ich sehr froh über meinen Mann, der es immer wieder schafft, mich abzulenken, über meine lieben Freunde-leider Einige zu weit weg, über die kleinen Freuden, die ich hin und wieder bereiten kann, und eben über dieses verrückte Wesen, das gerade in diesem Moment wieder mit meinem Rücken kuschelt…

 

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Kommentare: 1
  • #1

    (Freitag, 29 November 2024 22:19)

    ♥️